Bereits um 07:30 versuchen wir heute unsere lieben Kleinen aus ihrem Schlaf zu reissen. Babs verucht es zuerst mit ABBA, ich hingegen lege Gamban Style von PSY auf. Wir sind ja schliesslich in Korea – und siehe da nun kommt Leben in die Jungmannschaft. Leider verflüchtigt sich dieses “Leben” aber sofort nach dem Ende des Stückes wieder und die Beiden verziehen sich wieder unter ihre Decken. Ein Versuch der nicht lange von Erfolg gekröhnt ist…
Nachdem wir in unserem CU Laden (die koreanische Antwort auf 7/11) unser Fast-Food-Zmorgen verdrückt haben (Kaffee im Becher fix fertig mit Kaffe-, Milchpulver, Zucker, Löffel zum umrühren und diverse Donuts – wo jedes Stück natürlich mindestens einmal in Plastik eingeschweisst ist) gehen wir in den nächsten Laden und räumen dort das Sandwich Regal. Zusätzlich gibt es noch in Plastik eingeschweisste Mozarellastangen und etwa ein Dutzend kleiner Äpfel (Durchmesser ca. 3cm) ebenfalls in einer Plastikschachtel verpackt. Das auch der Orangensaft in einer Plastikflasche daherkommt versteht sich von selbst. Beim bezahlen bitten wir darum alles nur in einen Plastiksack zu verpacken. Der Verkäufer reagiert etwas skeptisch auf unsere Bitte, doch er stopft all unsere Sachen nur in einen Plastiksack und legt die anderen, welche er bereits in griffweite hat wieder zurück.
Mit diesem Proviant für den heutigen Tag spazieren wir hinüber zum Bus-Terminal. Gemäss unserer Busfahrplankopie sollte um 09:35 ein Bus in Richtung der Cheondong Höhle fahren. Diese Höhle liegt auf dem Weg zum Sobaeksan Nationalpark unserem heutigen Wanderziel. Wir warten an einer Bushaltestelle ausserhalb des Bus-Terminal, wo die meisten lokalen Busse abfahren – aber eben nur die Meisten… Etwa 10 Minuten vor der Abfahrtszeit sehen wi , wie ein lokaler Bus an einer anderen Bushaltestelle hält. Nun kommt Hektik auf, gilt es doch rechtzeitig herauszufinden wo wir nun warten müssen. Aber mit all den hilfsbereiten Koreanern um uns herum ist das kein Problem. Zwar finden wir auch jetzt niemanden der englisch spricht, doch mit etwas gutem Willen klappt die Verständigung auch mit Händen und Füssen. Es wird uns auf jeden Fall mitgeteilt, dass unser Bus an der anderen Bushaltestelle abfährt – also nichts wie hin. Gerade als wir zur Haltestelle kommen, kommt auch unser Bus.
Beim Einsteigen fragen wir den Chauffeur ob das der Bus zu den Cheondong Höhlen ist, da wir nicht wissen wie die Haltestelle beim National Park heist. Der Fahrer nickt lächelnd mit dem Kopf, schliesst die Tür und los geht die Fahrt. Wir fahren hinaus aus Danyang in ein enges Tal an dessen steilen Talflanken mit dichten Wäldern bewachsen sind, deren Blätter in verschiedenen Grün-, Gelb- und Rottönen leuchten.
Bei einer Bushaltestelle ruft uns der Chauffeur plötzlich etwas zu. Anscheinend befinden wir uns nun bei den Cheondong Höhlen nach welchen wir uns bei ihm erkundigt haben. Ja und so kann man es gut verstehen, dass unser Chauffeur denkt, dass wenn wir uns schon nach einer Haltestelle erkundigen, wir auch dort aussteigen wollen. Mit den verschiedensten Verrenkungen versuchen wir ihm nun klar zu machen, dass wir nicht zu den Höhlen sondern einfach bis zur letzen Station in diesem Tal möchten – irgendwann gibt er auf, zuckt mit den Schultern und fährt weiter zur Endstation. Die befindet sich zwar nur etwa 5 Busminuten weiter, dafür müssen unsere Kinder aber etwa 100 Höhenmeter weniger laufen…;-).
Wir befinden uns nun in einem grossen Ferien-Ressort mit einem riesigen, burgähnlichen Hotel, einem grossen Campingplatz (wo man die Zelte auf speziellen Holzplattformen aufbaut, diese Plattformen haben an jeder Ecke einen Pfosten der sie im Boden verankert und befinden sich ca. einen halben Meter über dem Boden), diversen Sportanlagen und natürlich mehreren grossen Parkplätzflächen für die Autos.
Wir laufen zuerst entlang einer engen Strasse. Das Troittoir ist von der Fahrbahn abgetrennt und wir gehen über ausgelegte Gummimatten. Zum Glück ändert sich das sobald wir zum Eingang des Sobaeksan National Park gelangen. Aber bevor wir durch das Eingangstor des National Parkes laufen können, kommt eine Parkrangerin aus einem Wachhaus auf uns zugestürmt. Wir denken, dass wir womöglich vergessen haben irgendwo ein Parkticket zu kaufen und nun aufgefordert werden dieses vorzuzeigen. Aber die freundliche Parkrangerin drückt uns nur einen Plan der Wanderwege in die Hand, fragt wo wir denn hin wollen und ob wir wieder hier zurück kommen und wünscht uns einen wunderschönen Tag bevor sie sich wieder in ihr Rangerhäuschen zurückzieht.
Die Wanderung führt uns zuerst steil an einem mit grossen Steinen durchsetzen Bach entlang. Auch der Wanderweg ist nun nicht mehr geteert oder mit Gummimatten belegt, sondern er besteht nur noch aus grossen Steinen, welche eng aneinander gefügt sind. Aber es ist herrlich wieder einmal so richtig in der Natur zu sein. Auf unserem Weg durch den herrlich farbigen Herbstwald begegnen wir auch hier wieder vielen Streifenhörnchen. Dafür sind wir erstaunt wie wenig Vögel es hier hat.
Nach etwa 7km und etwas mehr als 1’000 Höhenmeter erreichen wir nach 2,5 Stunden völlig erschöpft und mit grossem Hunger den Gipfel. Kurz vor dem Gipfel beschliessen wir unseren Proviant zu vertilgen. Wir machen Rast an einer Stelle mit atemberaubender Aussicht. Und es geht nicht lange da sind unsere Vorräte auch schon gegessen. Wir finden es erst ungemütlich als sich diverse hornissenartige Insekten entschliessen uns auszukundschaften. Es ist schon etwas ungemütlich, wenn ständig solche etwa 5 cm langen Dinger um unsere Köpfe herumschwirren. Deshalb brechen wir unsere Rast ziemlich schnell ab und laufen weiter über einen Holzsteg, der uns trocken über den moorartigen Gipfelgrat hinauf zum Gipfel führt.
Dort oben angekommen sind es nicht mehr die Hornissen, sondern tauende von kleinen Fliegen die uns unsere wohlverdiente Pause zu ruinieren versuchen. So machen wir das Familienfoto vor dem Gipfelstein mit geschlossenen Mündern und versuchen auch beim beraten, ob wir den gleichen oder einen anderen Weg zurück ins Tal nehmen sollen, unsere Münder so gut wie möglich geschlossen zu halten – denn gegessen haben wir ja schon und diese kleinen Biester schmecken wahrscheinlich sowieso nicht so gut. So studieren wir unsere diversen Prospekte, die dummerweise entweder auf englisch oder auf koreanisch geschrieben sind jedoch nie in beiden Sprachen. Das Problem dabei ist, dass die englischen Ortschaftsnamen auf unserer Karte nicht mit denen auf den Wegweisern und Übersichtsplänen auf dem Gipfel übereinstimmen. Darum müssen wir uns halt auf unsere Koreanischkenntnisse verlassen. Nach kurzer Besprechung denken wir, dass wir herausgefunden haben wo wir hinunterlaufen müssen und denken auch zu wissen um welche Zeit ein Bus von dort zurück nach Danyang fährt. Ob wir Recht haben oder nicht, werden wir herausfinden sobald wir unten angekommen sind.
Getrieben von den Fliegen und Hornissen laufen wir zuerst auf Holzstegen und später sehr angenehmen Wanderwegen hinunter in ein neues Tal, dessen Bäume ebenfalls zu brennen scheinen, so rot sind die Blätter der Bäume hier. Der Wanderweg führt uns durch einen dichten Wald, dessen Bäume (Birken, Ahorn, Fichten) aber nicht höher als 8 – 10 m sind. An den steilsten Stellen des Weges führen uns stabile Holz- oder Stahltreppen sicher über diese Passagen hinunter. Gegen Ende des Weges sind wir alle vier sehr müde und müssen aufpassen, dass wir unsere Knochen heil nach unten bringen und nicht über einen dier vielen grossen Steine auf dem Weg stolpern.
Gerade rechtzeitig zur Abfahrt des Busses treffen wir in einem kleinen Dorf mit vielen kleinen Bauernhöfen ein. Vor den kleinen Gebäuden hängen überall geflochtene Knoblauchbündel und auf dem Boden liegen Teppiche aus roten Pfefferschoten zum Trocknen in der Abendsonne. Unsere Planung ist also aufgegangen, wir befinden uns wirklich dort wo wir hin wollten und zudem gibt es sogar einen Bus, der uns zurück nach Danyang bringt. Der Bus ist fast wie ein Taxi für uns, denn wir sind die einzigen Fahrgäste auf der ca. 45 Minütigen Fahrt nach Danyang. Die Fahrt führt uns vorbei an diversen buddhistischen Tempelanlagen, an den Berghängen versteckten Gräbern und durch kleine, idylische Dörfer mit kleinen Bauernhöfen mit geschwungenen und kunstvoll dekorierten Dächern. Überall im Talboden ist man an der Reisernte und vor den Bauernhäuser liegen Reis, Chilischoten und vieles anderes zum Trocknen ausgebreitet auf dem Boden.
Und während über uns im Himmel etwa ein Dutzend Gleitschirme ihre letzten Kreise in der Abendthermik drehen, freuen wir uns in unserem “Bus-Taxi” schon auf ein weiteres feines Nachtessen auf dem gemütlichen Markt von Danyang.
Toll, toll!! Vielen Dank, dass wir so intensiv teilhaben, ja mitreisen können, super. Fotos und Text lassen uns wirklich ‘dabei sein’.
Weiterhin eine so erfreuliche Reise euch allen und herzliche Grüsse aus Noflen
Daniel Winnewisser und Heidi Gubler Winnewisser
Liebe Grüße aus Schwabach und gute Reise weiter.
Wir lesen gerne über neue Ecken, welche wir noch nicht kennen.
Wir haben heute auch einen warmen Tag und konnten im Freien Kaffee trinken.
Schön, dass es mit Rico und Silva so gut klappt.