Es ist noch dunkel als uns der Wecker aus dem Schlaf reisst und zudem regnet es bereits wieder. Was bringt uns also dazu bereits um 06:00 aufzustehen? Ein Grund sind sicher die 370 Yuan (62.- Sfr) welche wir für eine private Tour zum Pandazentrum von Chengdu bezahlt haben, der andere natürlich, dass wir heute die Chance haben hier in Sichuan, der Heimat der Pandas, diese Tiere zu beobachten. Bevor wir von unserem Taxi vor dem Guesthouse abgeholt werden, machen wir uns auf die Suche nach einem Frühstück. Wir finden zuerst einen kleinen Stand wo Omletten mit Gemüse zubereitet werden und später auch noch unsere heissgeliebten, fritierten Stecken, die man in eine gesüsste Sojamilch tunkt. Somit sind wir gestärkt für den heutigen Tag.
Das Auto von welchem wir abgeholt werden macht einen besseren Eindruck auf uns als sein Fahrer. Dieser wirkt ein wenig verwirrt und seine Fahrkünste überzeugen uns auf den ersten Kilometern durch Chengdu nicht. Er fährt sehr unsicher und meistens irgendwo auf der Fahrbahn aber sicher nicht in einer der Fahrspuren. Über eine längere Strecke will er anscheinend nach links abbiegen aber überall hängen diese doofen Abbiegeverbotstafeln und dahinter auch noch Autofahrverbotstafeln. Wir fragen uns langsam ob er den Weg überhaupt kennt. Aber je länger wir unterwegs sind umso besser wird sein Fahrstil. Dafür können wir nun durch die Seitenfenster des Autos nichts mehr sehen, da sie alle total beschlagen sind. Anstatt die Lüftung anzuschalten, drückt mir der Fahrer lieber einen Lappen in die Hand und bittet mich meine Seitenscheibe auf Höhe des Rückspiegels zu putzen. Sobald wir auf eine mehrspurige Strasse einfahren scheint er einen inneren Drang zu verspüren direkt auf die äusserste Spur zu wechseln. Dabei kommt es nicht darauf an ob andere Fahrzeuge im Weg sind oder nicht, irgendwie kommen wir jedesmal heil ganz auf die linke Spur. Die anderen Fahrzeuge deren Weg wir auf diesem Weg kreuzen kommen uns zum Teil sehr nahe und manchmal sind wir uns nicht sicher ob wir hupen oder ob jemand anders hupt, denn der Ton kommt von so nahe, es könnte beides sein. Plötzlich stehen vor uns alle Fahrzeuge in einem Stau. Unser Auto wird wie von Geisterhand von der äussersten Spur zur innersten teleportiert und wir umfahen den Stau auf einer kleinen Strasse, welche parallel zur Schnellstrasse verläuft. Dort steht auch der Grund des Staus. Es ist ein Schwertransporter der quer über vier der fünf Fahrspuren der Schnellstrasse steht. Der Fahrer hat sich vor den Lastwagen gestellt und telefoniert dort seelenruhig während sich hinter seinem Lastwagen die Autos des Morgenverkehrs stauen. Wir fahren auf der Parallelstrasse weiter und nach einer 180 Grad Kehre über eine doppelt ausgezogene Mittellinien einer 6-spurigen Schnellstrasse mit dichtem Verkehr befinden wir uns wieder auf der Schnellstrasse und schon bald erreichen wir uns vor dem Panda-Zentrum im Norden der Stadt.
Im Panda Park laufen wir durch eine dunkle Bambusallee. Es ist noch nicht richtig hell. Dafür ist nicht nur die frühe Morgenstunde, sonder auch die Wolken aus denen der leichte Regen fällt schuld. Wir folgen holzigen Wegweisern und befinden uns schon bald vor eine grossen, offenen Gehegen. Bereits beim Zweiten haben wir Glück und entdecken den ersten grossen Panda. Er liegt gemütlich auf seinem Rücken, verzehrt einen Bund Bambus und lässt sich durch unsere Anwesenheit in keiner Weise stören. Wir laufen weiter und sehen immer mehr von diesen gemütlichen Tieren. Sie sitzen oder liegen in ihren Gehegen und stopfen grosse Mengen von Bambus in sich hinein. In der Nursery können wir mehrere Jungtiere beobachten wie sie von Pflegern gerade medizinisch untersucht werden. Die kleinen Knäuel können anscheinend noch gar nicht laufen, denn obwohl sie bereits etwa 50 – 60 cm lang sind bewegen sie sich meistens robend über den Boden.
Aber dieser Park wurde nicht nur für die grossen Pandas errichtet. Hier werden auch die weniger bekannten, dafür echten, Pandas, die roten Pandas aufgezogen. Diese Tierchen sind noch viel schnüggeliger als die grossen Pandas. Ihre Gehege sind ebenfalls sehr gross und bieten den Tieren viel Platz um sich zu bewegen und auch zu verstecken. Sie können ihre Gehege sogar durch spezielle Löcher verlassen und wieder betreten. Aber Panda Park selber können sie natürlich nicht verlassen. Da sich in der Nursery für die roten Pandas zur Zeit viele schwangere Pandas befinden, dürfen wir diesen Bereich leider nicht besuchen. Aber auch so hat uns der Besuch des Panda Parkes sehr gut gefallen und wir hoffen, dass der Park dazu beiträgt, dass diese Tiere noch lange in der freien Wildbahn weiterexistieren können..
Zur abgemachten Zeit treffen wir bei unserem Taxi auf dem grossen Parkplatz ein und fahren zurück zum Hostel in Chengdu. Auch auf dieser Fahrt kann der Verkehr nur als absolut chaotisch bezeichnet werden und wir sind froh, dass wir hier nicht selber fahren müssen. Silvia hat sich – vielleicht aus Angst – so fest an ihrem Kissen festgehalten, dass wir erst als unser Taxi bereits wieder abgefahren ist, merken, dass sie das Kissen immer noch in ihren Händen hält. Zum Glück können wir das Taxi aber noch stoppen und das Kissen zurückgeben.
Da wäre ich auch gerne dabei gewesen…
Das Maskottchen des WWF scheint gut aufgehoben zu sein. Hoffentlich können die Grossen Pandas wirklich auch in freier Wildbahn überleben!
Spannend, eure Berichte zu lesen; vielen Dank.
Ich wünsche euch weiterhin viele spannende Ausflüge und Begegnungen.
Liebe Grüsse, speziell an die beiden “Frauen” 🙂
Heidi