Mit Bus und Zug in drei Tagen 1’500km von Dali über Kunming und Nanning (China) nach Hanoi (Vietnam)

Per Bus nach Kunming, wo Bäppu auf einem öffentlichen Platz Haare lässt
Wir haben Glück mit unseren Plätzen im, etwas in die Jahre gekommenen, 30 Plätzer Bus, denn wir haben sie alle in der ersten Sitzreihe und da in diesen Bussen der Chauffeur weiter unten als die Passagiere sitzt, sehen wir ohne Probleme durch die grosse, nicht ganz saubere Frontscheibe und haben somit eine super schöne Aussicht auf die Landschaft durch die wir während ca. 5 h fahren, sowie auf die verschiedenen Autobahnbenutzer mit denen wir diese Strasse teilen. Von unseren Plätzen hören wir auch die Signale des auf dem Amaturenbrett montierten Radarwarners sehr gut und sind erstaunt, wie viele Geschwindigkeitskontrollen es auf den chinesischen Autobahnen gibt, denn es vergehen kaum 10 Minuten in denen wir kein Piepsen hören.

Unser Bus von Dali nach Kunming

Unser Bus von Dali nach Kunming


Wer wo fährt ist nicht immer klar ersichtlich - dafür wird fast ausschliesslich rechts überholt

Wer wo fährt ist nicht immer klar ersichtlich – dafür wird fast ausschliesslich rechts überholt


Fussgänger auf der Autobahn - normal in China. Vielleicht ist das einer der Gründe wieso die Chinesen prinzipiell auf der linken Spur unterwegs sind

Fussgänger auf der Autobahn – normal in China. Vielleicht ist das einer der Gründe wieso die Chinesen prinzipiell auf der linken Spur unterwegs sind


Auf dem Pannenstreifen wartet man auf den Bus oder bietet Waren zum Verkauf an

Auf dem Pannenstreifen wartet man auf den Bus oder bietet Waren zum Verkauf an


Auf dieser Strecke sind anscheinend Rebhühner und Fasane sehr beliebt

Auf dieser Strecke sind anscheinend Rebhühner und Fasane sehr beliebt


Busbahnhof in Kunming

Busbahnhof in Kunming


Nicht alle geniessen ihre Reise so konfortabel wie wir

Nicht alle geniessen ihre Reise so konfortabel wie wir

Vom Busbahnhof fahren wir wieder mit dem Bus No 80 zum Hauptbahnhof im Stadtzentrum von Kunming. Wir haben kein Hotel reserviert, denn wir wollen unseren Kindern zeigen wie die richtigen, luxuriösen, chinesischen Hotels von innen aussehen. Wir steuern einen solchen Prachtsbau an, der direkt neben dem Bahnhof von Kunming steht. Hinter der grossen Reception stehen zwar einige Chinesen, aber niemand zeigt auch nur das geringste Interesse sich mit uns abzugeben. Nach einigen Versuchen klappt es dann doch. Leider kann die Dame an der Reception kein Englisch. Das Einzige wozu sie fähig ist, ist auf ihrem Smartphone herumzuhacken und uns über den Google Translater zu frage was wir denn möchten. Man sollte meinen, dass dies in einem Hotel doch ziemlich offensichtlich ist aber hier scheint man sich nicht vorstellen zu können was wir vier hier möchten. Zuerst versuchen wir es mit Pantomine – leider ohne Erfolg. Danach holen wir unseren Sprachführer hervor und so erfahren wir, dass man in diesem Hotel keine Ausländer aufnehmen darf. Das gibt es also immer noch in China und so verlassen wir dieses Hotel wieder und steuern das nächste Hotel an, welches wir in der grossen Strasse zum Bahnhof finden.

Das Jin Jiang Hotel, mit seiner riesigen Vorfahrt mit Springbrunnen, diversen Portiers die die grossen, goldenen Eingangstüren flankieren und einer Reception in welcher man locker ein mittleres Rockkonzert abhalten könnte. Hier werden wir sofort in englischer Sprache begrüsst und es wird uns zugesichert, dass wir auch ein Zimmer haben können. Auf der Karte welche mir gezeigt wird steht zwar, dass ein Zimmer 888 Yuan kostet (140.- Sfr), doch als wir zahlen wollen, meint man, dass wir 900 Yuan über die Kreditkarte zahlen müssen. Sobald wir aber morgen auschecken, werden uns 272 Yuan wieder zurückbezahlt. Somit kostet ein Doppelzimmer für uns vier wahrscheinlich 628 Yuan (100.- Sfr).
Unser Zimmer befindet sich im 13ten Stockwerk und wir haben eine grandiose Aussicht auf das Häusermeer von Kunming und die zwei Betten sind breit genug, dass wir jeweils zu zweit darin schlafen können. Wir sind erst ein paar Minuten im Zimmer, da klopft es an der Tür und man bringt uns einen kleinen Blumenstrauss sowie eine paar Früchte vorbei.

Unser Hotel in Kunming

Unser Hotel in Kunming


In der Lobby ist genug Platz für ein kleines Fussballturnier

In der Lobby ist genug Platz für ein kleines Fussballturnier


Und unsere Aussicht aus dem Zimmer über die Stadt ist auch nicht zu verachten

Und unsere Aussicht aus dem Zimmer über die Stadt ist auch nicht zu verachten

Wir schaffen es auch noch unsere Kinder dazu zu motivieren ein wenig durch Kunming zu spazieren. Es ist eine riesige Stadt und da wir nicht viel Zeit haben, laufen wir gerade zum nächsten Park, der ca. 2km vom Hotel entfernt ist. Dort höckeln wir uns mitten auf einen Platz und schauen dem bunten Treiben zu. Auf dem Platz bieten verschiedene Personen Kopfmassagen an und es hat auch zwei Coiffeure. Bei diesem Anblick komme ich auf die Idee meinen Bart stuzen zu lassen. Ich laufe also zu einem Coiffeur und frage ihn ob er das macht und was das kostet. Er schaut mich an, lacht und sagt 5 Yuan (1.- Sfr). So ein Schnäpchen darf man sich nicht entgehen lassen denke ich und setzte mich auf den Stuhl. Mir wird eine Umhang um gebunden und ehe ich mich versehe, ist mein Bart auf einer Seite bereits ganz weg – ich habe keine Zeit zu intervenieren und füge mich in mein Schicksal. Wir können uns in China recht gut verständigen, aber der feine Unterschied zwischen Bart stutzen und Bart schneiden den muss ich noch lernen. Der chinesische Strassencoiffeur führt die Rasur sehr gefühlvoll aus und so stehe ich etwa 15 Min später ohne Bart und 5 Yuan ärmer wieder auf dem Platz und werde zum Glück von meiner Familie noch erkannt.

Auf der Strasse auch hier viele Roller

Auf der Strasse auch hier viele Roller


Aber nur ein paar Meter weiter in den Parks ist von der Hektik der Strasse nichts mehr zu spüren

Aber nur ein paar Meter weiter in den Parks ist von der Hektik der Strasse nichts mehr zu spüren


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Wir wissen nun was Hard Seatter bedeutet, wir fahren damit in 13h von Kunming nach Nanning
Der Luxus geht auch heute morgen noch weiter denn wir geniessen unser Frühstück im Drehrestaurant im 22igsten Stock unseres Hotels. Das Buffet ist reichhaltig und reicht von Chnesisich mit Dumplings, fritierten Stecken und diversen Reisgerichten bis zum klassischen, westlichen Frühstück mit Brot, Eier, Speck und Müsli. Von unserem Platz geniessen wir nicht nur das reichhaltige Frühstück und dazu den wunderschönen, blutroten Sonneaufgang über der Stadt.

Frühstück im 23.igsten Stock unseres Nobelhotels

Frühstück im 23.igsten Stock unseres Nobelhotels


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Wir können uns Zeit nehmen, denn der Bahnhof von Kunming befindet sich in Sichtweite (das grosse Gebäude am Ende der Strasse)

Wir können uns Zeit nehmen, denn der Bahnhof von Kunming befindet sich in Sichtweite (das grosse Gebäude am Ende der Strasse)

Der Bahnhof von Kunming wird von viel Polizei und Militär bewacht. Auf der Strasse und an allen Zugängen zu den grossen Plätzen vor der Bahnhofhalle sind Soldaten mit automatischen Gewehren stationiert. Wahrscheinlich sind das die Auswirkungen des Anschlages vom 01. März 2014 bei welchem insgesamt 34 Menschen auf dem Bahnhofplatz von Kunming getötet wurden. Wir müssen hier unser Gepäck zweimal durch Metalldedektoren prüfen lassen und wir laufen ebenfalls durch zwei Kontrollgates. Obwohl es auch bei diesen Konrollgates bei allen von uns piepst wie verrückt, werden wir nicht weiter kontrolliert. Irgendwie kommen uns diese Kontrollen an den Chinesischen Bahnhöfen ziemlich überflüssig vor und wir vermuten, dass man sie nur macht, damit man sagen kann, man macht etwas. Etwa eine halbe Stunde vor Abfahrt unseres Zuges stellen sich viele Passagiere vor das immer noch geschlossene Gate. Der Gruppendruck funktioniert auch bei uns, denn obwohl wir reservierte Sitzplätze haben, stellen wir uns ebenfalls in die Warteschlange. Als 15 Minuten vor Abfahrt des Zuges die Gates endlich aufgemacht werden stürzen wir uns mit all den anderen Passagieren über die steile Treppe hinunter auf den Perron. Unser Zug hat über 15 Wagons. Wir wissen das so genau, da der Wagon, der sich auf der Höhe der Treppe befindet auf welcher wir hinab auf den Perron kommen, die Nummer 15 hat und sich unsere reservierten Sitzplätze im Wagen 3 befinden – Mao hätte das wahrscheinlich als “langen Marsch” bezeichnet.

So sieht das Frühstück auf der Strasse aus

So sieht das Frühstück auf der Strasse aus


In der Warteschlange um auf den Perron gehen zu können

In der Warteschlange um auf den Perron gehen zu können



Auch auf dem Perron sind wir immer gut bewacht

Auch auf dem Perron sind wir immer gut bewacht

Im Wagon stellen wir mit Freude fest, dass sich unsere vier Plätze in dem gleichen vierer Abteil befinden. Unsere Freude bekommt kurze Zeit später einen kleinen Dämpfer als wir merken, dass die Position unseres Abteils nicht gaanz optimal ist. Wir befinden uns nämlich ganz am Ende des Wagons. Und gleich hinter uns befinden sich zwei offene Handwaschgelegenheiten und nach diesen kommen die beiden WC’s, hinter welchen sich die Raucherzone befinden. Da es in den Hard Seater Wagons keine Türen gibt, werden wir auf der gesamten Reise mit den für uns ungewohnten Choder- und Spucklauten berieselt. Ausserdem lassen die Chinesen die Türen des WC vielfach offen um zu zeigen, dass das WC frei ist. So werden neben unseren Ohren auch die Nasen mit den entsprechenden Gerüchen malträtiert. Darum sind wir schon fast froh, dass es unter den Chinesen so viele Raucher gibt. Denn diese sorgen dafür, dass wir immer wieder in den Genuss von dichten Nikotinwolken kommen, die im Gegensatz zu den anderen Grüchen nur als wohlriechenden bezweichnet werden können. Wir haben uns auf eine enge, unbequeme, laute und anstrengende 15 Stunden Fahrt vorbereitet und so war sie auch.

Vor der Fahrt wird das Gepäck von den Zugbegleitern kontrolliert, damit es ordentlich auf der Gepäckablage verstaut ist

Vor der Fahrt wird das Gepäck von den Zugbegleitern kontrolliert, damit es ordentlich auf der Gepäckablage verstaut ist


Und es werden kleine Kärtchen an die Reisenden abgegeben, auf welchen becschrieben ist wie man sich in einem Zug zu verhalten hat

Und es werden kleine Kärtchen an die Reisenden abgegeben, auf welchen becschrieben ist wie man sich in einem Zug zu verhalten hat


Aber kaum hat sich der Zug in Bewegung gesetzt setzt sich das normale Chaos wieder durch

Aber kaum hat sich der Zug in Bewegung gesetzt setzt sich das normale Chaos wieder durch


Die Landschaften, welche wir auf dieser Fahrt durchfahren sind super schön. Von 09:30 bis zum Sonnenuntergang um 18:00 fahren wir von einer Höhe von 1’880 m auf ca. 100 m hinunter. Dabei windet sich der Zug durch steile, wunderschöne Bergtäler, überquert tiefe Schluchten auf hohen Brücken und verschwindet immer wieder in langen Tunnels. Auf der gesamten Strecke halten wir in etwa 3 – 4 grossen Städten, der Rest der Bahnhöfe befindet sich zum Teil sehr weit von den dazugehörigen Ortschaften entfernt, denn diese befinden sich auf dem Talboden oder weit oben auf den steilen Berghängen. Nur wenige Reisende fahren wie wir von Kunming bis nach Nanning. Die meisten fahren nur “kurze” Strecken mit und so ist die Fluktuation in unserme Wagen sehr gross.Was uns aber sehr erstaunt ist, dass fast niemand versucht Kontakt mit uns aufzunehmen. Sicher, wir werden stark beobachtet und in der Zeit in welcher ich an den Bloggs von Chengdu und Dali arbeite, steht fast ständig ein Chinese hinter mir und schaut mir über die Schulter auf mein Tablet.

Eine Kleinstadt im Süden von Yunnan

Eine Kleinstadt im Süden von Yunnan


Hier ist der Verkehr auf den grossen Strassen noch gering

Hier ist der Verkehr auf den grossen Strassen noch gering


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Immer wieder sehen wir die Behausungen der Menschen, die im neuen China ihren Platz verloren haben

Immer wieder sehen wir die Behausungen der Menschen, die im neuen China ihren Platz verloren haben


Nach ein paar Stunden fahren wir nur noch an kleinen Dörfern vorbei

Nach ein paar Stunden fahren wir nur noch an kleinen Dörfern vorbei


Und durch herrliche Landschaften

Und durch herrliche Landschaften


An jedem Bahnhof wird unser Zug von stramm stehenden Bahnbeamten begrüsst

An jedem Bahnhof wird unser Zug von stramm stehenden Bahnbeamten begrüsst


Und auf dem Perron haben wir die Möglichkeit unseren Proviant aufzustocken

Und auf dem Perron haben wir die Möglichkeit unseren Proviant aufzustocken


Oder eine chinesische Wasserpfeife zu geniessen

Oder eine chinesische Wasserpfeife zu geniessen


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Wir sind sehr erfreut, dass wir nicht wie im Fahrplan geschrieben um 23:30 sondern eine Stunde früher am Bahnhof von Nanning ankommen. Die Luft ist warm und feucht als wir auf den Perron steigen. Wir verlassen schnell den Bahnhof und werden sofort von diversen “schwarzen” Taxichauffeuren belagert. Zum Glück wurde uns vom Hostel mitgeteilt, dass die Fahrt mit dem Taxi vom Bahnhof offiziell 10 Yuan kostet. Der unsympatische, selbsternannte Taxichauffeur, welcher neben uns herläuft und so tut, als ob wir ihn bereits als unseren Taxifahrer ernannt haben, meint das er uns für “nur” 50 Yuan ins Hotel fährt. Wir lachen, schütteln den Kopf und wenden uns den offiziellen Taxichauffeuren zu. Einer meint, dass er uns für 30 Yuan zum Hotel fährt. Er wirkt sympatisch aber einfach um das Gesicht zu wahren biete ich ihm 25 Yuan. Er besteht aber auf den 30. Wir steigen in das Taxi ein und lassen uns zum Hotel fahren.Beim Hotel angekommen, gebe ich ihm 50 Yuan und bin erstaunt, dass er mir mit einem Lächeln 30 Yuan zurückgibt.

Der Eingang zum China Youth Hostel befindet sich in einer dunklen Garageneinfahrt und das Treppenhaus kann nur mit absolut scheusslich bezeichnet werden. Aber das Hostel selber ist gemütlich und die Angestellten sind sehr freundlich und hilfsbereit. Aus unserem Zimmer haben wir einen schönen Blick über die Uferpromenade auf welcher noch zu dieser Zeit ein paar Chinesinnen ihre Tanzübungen machen. Auch im Zimmer ist es warm und feucht und wir sind froh uns kalt duschen zu können, bevor wir uns todmüde auf unsere Betten schmeissen und sofort einschlafen.

Wir schwitzen uns durch denTag in Nanning
Kaum zu glauben aber wir haben alle unsere erste Tropennacht mit hohen Temparaturen und grosser Luftfeuchtigkeit gut überstanden. Da wir alle bereits um 09:00 auf den Beinen sind und es in unserem Youth Hostel kein Frühstück gibt da hier ausgerechnet heute die Küche umgebaut wird, bringen wir unser Gepäck in den Aufbewahrungsraum und machen uns auf den Weg zum Bahnhof um im 3.ten Stock eines Hotels mit dem Namen Shipping unsere Fahrkarten für die heutige Einsenbahnfahrt nach Hanoi abzuholen. Diese Fahrkarten wurden uns bereits in der Schweiz von Globetrotter organisiert und sollten nun bei einem chinesischen Agenten für uns bereit liegen. Aber eben, es hat auch geheissen, dass dieser Agent auch Englisch spricht, doch als wir es diverse Male versucht haben ihm anzurufen, haben sich durchs Band Chinesen gemeldet, die kein Wort Englisch verstanden und die nach ein paar Minuten einfach das Telefon aufgehängt haben.

Nach unserem Nobelhotel sieht die Umgebung unseres nächsten Hotels etwas anders aus

Nach unserem Nobelhotel sieht die Umgebung unseres nächsten Hotels etwas anders aus


Das ist der Eingang zur Jugendherberge von Nanning

Das ist der Eingang zur Jugendherberge von Nanning


Ob man es glaubt oder nicht, die elektrische Anlage funktioniert einwandfrei

Ob man es glaubt oder nicht, die elektrische Anlage funktioniert einwandfrei

Mit dem Bus fahren wir zum Bahnhof und dort beginnt die Sucherei. In einem gossen Gebäude in dem sich unter anderem diverse Hotels befinden – einfach keines mit dem Namen Shipping – suchen wir nach dem Shipping Hotel. Obwohl wir sogar in den Innenhof des Gebäude gehen, können wir nichts erkennen, das auf die Existenz eines Shipping Hotels hinweisen würde. Wieder auf der Strasse vor dem Gebäude entdecken wir eine Türe hinter der sich eine Art Reception befindet. Die Angestellte dort spricht kein Englisch, doch sie nickt mit dem Kopf als wir ihr unser Natel mit der Adresse des Agenten unter die Nase halten und lässt uns passieren. Im zweiten Stock betreten wir einen Raum, in welchem sich hunderte von Bildschirmen befinden. Es handelt sich dabei um einen sehr grossen Internetspielsalon in dem sich sogar um diese frühe Zeit einige Jugendliche am Spielen befinden. Wir schaffen es unsere Kinder an dieser Spielhölle vorbei zu lotsen und laufen weiter hinauf in den dritten Stock. Dort hat es einfach nur Türen, die aussehen wir Hotelzimmer, denn sie haben alle eine Nummer. Wir fragen einen Chinesen der gerade durch den Gang läuft ob er den Agenten kennt. Zuerst zeigt er weiter nach oben, doch als wir ihm unser Natel unter die Nase halten, zeigt er genau auf die Türe, aus welcher er gerade herausgekommen ist. Wir gehen zu der offenen Tür und betreten einen Raum, der einem normalen Hotelzimmer entspricht, das einfach zu einem Büro umfunktioniert wurde. In diesem Zimmer sitzen drei Chinesen, einer am Computer, die beiden anderen je auf einem Sessel, die Füsse auf einem Salontisch gelegt. Kaum sieht uns einer der Sesselsitzer, springt er auf, sucht etwas in dem heillosen Puff auf dem Salontisch und drückt mir zwei Zettel in die Hand. Und siehe da es handelt sich um unsere Tickets für den Nachtzug nach Hanoi von heute Abend. Wir versuchen noch ein paar Sachen mit den anwesenden Chinesen zu diskutieren, doch es stellt sich heraus, dass niemand auch nur ein Wort Englisch kann. Und auch vom Globetrotter Kontaktmann Mr Jong Cheng oder so ist absolut nichts zu sehen. Nun ist uns auch klar wieso unsere Telefoniererei umsonst war, denn das hier niemand ein Telefon entgegennimmt bei dem am anderen Ende Englisch gesprochen wird, dass liegt auf der Hand.

Irgendwo hier drin liegen unsere Billette nach Vietnam für uns bereit

Irgendwo hier drin liegen unsere Billette nach Vietnam für uns bereit


Und zwar in diesem Zimmer - wer hätte das gedacht

Und zwar in diesem Zimmer – wer hätte das gedacht

Mit den Tickets in der Hand verlassen wir diesen Ort des Schreckens und machen uns auf die Suche nach etwas zu essen und siehe da auch hier sind wir vom Glück verfolgt. Wir finden ein super feines Restaurant mit einer sehr freundlichen Bedienung und vor allem mit sehr feinen Gyosas. Die müssen gut sein, denn allen von uns schmeckt es – das ist selten. Wir laufen anschliessend weiter in Richtung des Peoples Park. Auf diesem Weg laufen wir durch einen sehr interessanten und stark besuchten Strassenmarkt. Hier gibt es wieder einmal einfach alles zu kaufen. Von Werk- zu Spielzeug und von Haushaltswaren bis zu Kalender für das nächste Jahr und natürlich jede Menge Lebensmittel. In der “Metzgereiabteilung” können wir zusehen wie Hühner fachgerecht zerlegt werden und sehen in den aufgeschnittenen Hühnern sogar die Eier, welche sozusagen in der Mache waren als das Huhn geschlachtet wurde.

Auch in Nanning gehört man auf dem Velo zur Minderheit

Auch in Nanning gehört man auf dem Velo zur Minderheit


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Aber auch hier findet man Orte der Ruhe

Aber auch hier findet man Orte der Ruhe


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An der Kopfbedeckung des Reinigungspersonal erkennen wir, dass wir uns Vietnam nähern

An der Kopfbedeckung des Reinigungspersonal erkennen wir, dass wir uns Vietnam nähern


Und hat es auf dem Markt noch so viele Besucher, für einen Roller reicht es immer

Und hat es auf dem Markt noch so viele Besucher, für einen Roller reicht es immer


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Hier sind die Hühner wirklich frisch

Hier sind die Hühner wirklich frisch


Wie sich die Enten fühlen, möchten wir lieber nicht wissen

Wie sich die Enten fühlen, möchten wir lieber nicht wissen


Interessant wäre aber zu erfahren wie man die Enten so verpacken kann

Interessant wäre aber zu erfahren wie man die Enten so verpacken kann

Im Peoples Park spazieren wir hinauf zum alten Fort in dem eine grosse Krupp Kanone steht, welche anfangs des 20igsten Jahrhundert die Stadt vor Eindringlingen hätte beschützen sollen. Ob sie das je einmal gemacht hat, dass erfahren wir nicht, da man hier tägliche Siestazeiten von 12:00 – 15:30 einhaltet. Eigentlich macht uns das absolut nichts aus und wir spazieren einfach ein wenig durch die herrliche Parkanlage mit dem wunderschönen Wald. Da es unser letzter Tag in China ist, lassen wir uns erweichen und mieten auf dem kleinen See im Peoples Park ein elektrisches Motorboot. Mit diesem Ding schippern uns unsere Kinder in den nächsten 30 Minuten unzählige Male im Kreis herum, bis es Zeit ist wieder zum Hotel zurück zu fahren wo wir unsere Rucksäcke holen und uns wieder auf den Weg mit dem Bus zum Bahnhof machen.
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Sicherheit wird gross geschrieben hier, doch um was es sich bei den Emergency Toilets handelt haben wir nicht herausgefunden

Sicherheit wird gross geschrieben hier, doch um was es sich bei den Emergency Toilets handelt haben wir nicht herausgefunden


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Bootsfahrten sind bei Chinesen sehr beliebt

Bootsfahrten sind bei Chinesen sehr beliebt


Bevor wir in die Bahnhofhalle gehen, schauen wir noch einmal in unserem Gyosa Restaurant vorbei. Ich habe keine Lust auf Gyosas und frage darum ob es Fried Rice mit Ei hat. Und siehe da ich habe schon wieder Glück und sitze schon bald hiner einer grossen, feinen Platte mit Fried Rice, während die anderen Gyosas essen und wir von allen Angestellten beim Essen fotografiert und gefilmt werden.
Aber das ist eine gute Vorbereitung für das was unsere Kinder im Wartesaal für unseren Zug nach Hanoi durchstehen müssen. Es sind sicher etwa 5 – 8 verschiedene Personengruppen, welche ein Foto von ihnen machen möchten und die beiden halten lächelnd ihre Köpfe hin. Ein Ehepaar hat selber ein kleines, ca. 2-3 jähriges Kind, das unseren Kindern Sonnenblumenkerne schenkt.

Unser Restaurant in Nanning

Unser Restaurant in Nanning


Wir stellen uns zusammen mit anderen Reisenden in die Reihe der vor einem Gate wartenden Personen. Sicherheitshalber fragen wir ob wir hier richtig seien für den Zug nach Hanoi. Die Frau lacht. schüttelt den Kopf und sagt, Nein, hier wird für den Zug nach Chengdu angestanden, für den Zug nach Hanoi ist es die Schlage daneben. Also auch diesmal haben wir Glück gehabt und schon bald sitzen wir in unserem sehr stark hinuntergekühlten Schlafabteil und warten auf die Abfahrt unseres Zuges aus China.

Wir werden bereits erwartet

Wir werden bereits erwartet


Unser Zug nach Vietnam

Unser Zug nach Vietnam

Es ist kurz nach 22:00 als uns eine Lautsprecheransage aus dem Schlaf holt. Kurz darauf wird zudem laut an unsere Abteiltüre gepoltert und die Zugsbegleiterin teilt uns mit, dass wir nun alle unsere Sachen zusammenpacken müssen um damit beim nächsten Bahnhof auszusteigen und zum Chinesischen Zoll zu gehen. So wanken wir nun ein wenig schlaftrunken aus dem Zug und laufen durch die schwül-warme Nacht über einen dunklen Perron zur Chinesischen Zollstation. Drinnen ist es typisch Chinesisch: gross, sauber und modern. Unser Gepäck wird durch moderen Röntgengeräte gelassen, unsere Körpertemperaturen werden von Wärmebildkameras kontrolliert und nachdem wir unsere Pässe einzeln einem Grenzbeamten überreicht haben, dieser unsere Pässe mit dem Ausreisestempel versehen hat und wir auf den “Fully satisfied” – Servicerückmeldeknopf am Schalter gedrückt haben müssen wir noch ein paar Minuten in einem Wartebereich ausharren. Dann wird das Gate zum Perron wieder geöffnet und nachdem unsere Pässe noch einmal geprüft worden sind, dürfen wir endlich wieder zurück in unser Schlafabteil laufen und uns aufs Ohr legen. MIr geht es schon den ganzen Abend nicht so gut, ich verspüre ein leichtes Unwohlsein in der Magengegend und hoffe das wird sich wieder legen. So schlafen wir wieder ein und harren der Dinge, die in dieser Nacht noch auf uns zu kommen.

Nun ist es 00:30 (China Zeit) resp. 23:30 (Vietnam Zeit) und schon wieder werden wir von einem Poltern an unsere Abteiltüre geweckt. Diesmal ist es die Einreise in Vietnam, für welche wir all unsere Sachen zusammenpacken und damit zum Zug aussteigen müssen. Wir sind einfach froh, dass wir diese Nacht vorsorgehalber in unseren Kleidern und nicht wie sonst in den Nachtzügen im Pischi geschlafen haben. Denn uns bleibt jeweil nur sehr wenig Zeit um den Aufforderungen der diversen Beamten und Beamtinnen nachzukommen.

Auch hier ist der Perron unbeleuchtet, nass und mit Löchern übersäht. Zudem hoffen wir, dass das Zollgebäude nicht representativ für den Zustand ist in welchem sich Vietnam befindet. Es scheint, als ob dieses Gebäude seit seiner Erstellung zu Beginn des letzten Jahrhunderts noch keine Renovation gesehen hat. Dunkel, verlottert und mit grossen feuchten Flecken an den Fassaden steht es in der Dunkelheit und macht einen abweisenden Eindruck auf uns. Bereits am Eingang werden wir von einem Zöllner am Eintreten in den Zollbereich gehindert. Der Grund dafür ist, dass sich das Gepäckröntgengerät direkt beim Eingang befindet, das durchleutete Gepäck aber genau dort rauskommt wo die Reisenden reingehen müssen. Damit es hier nicht zu einem Gepäck und Menschenstau kommt, können nur immer etwa vier bis fünf Personen in das Gebäude eintreten, ihr Gepäck durchleuchten, es wieder aufnehmen und den Platz für die nächste Gruppe freimachen.
Nach der Gepäckkontrolle geht es weiter zu einem altertümlichen Schalter hinter dem zwei Grenzbeamte sitzen. Wir staunen nicht schlecht, denn hier müssen wir unsere Pässe einfach abgeben. Diese werden auf mehrere grosse Passhaufen auf dem Schreibtisch verteilt und wir werden wieder in die grosse, feuchte Wartehalle geschickt um auf den unbequemen, metallenen Stühlen zu warten. Es ist eine spezielle Stimmung in diesem Gebäude. Vor der Türe ist es stockdunkel und nur die Geräusche einer Tropennacht, unterbrochen von einer gelegentlich vorbeifahrenden, rohrenden Diesellokomotive, sowie das gelegentliche Geräusch eines mit Schwung auf einer Passseite auftreffenden Stempel dringen zu uns. Nach ca. 45 Minuten haben wir auch diese Warterei überstanden und die Pässe werden wieder verteilt. Dies geschieht, indem sich ein Zöllner mit einer Handvoll Pässen in die Mitte der Halle stellt und versucht die Namen aus den Pässen vorzulesen. Zum Glück sind unsere Schweizerpässe im grossen Stapel in der Hand des Zöllners sehr gut zu erkennen, denn wir sind uns nicht sicher ob wir unsere Namen erkannt hätten. Sobald wir unsere Pässe wieder in der Hand halten können wir wieder zurück in unser Schlafabteil wanken wo wir sofort wieder in unsere Betten fallen und froh sind, dass wir für diese Nacht alle Zollstationen hinter uns haben.

In Hanoi ist es noch stockdunkel als wir zum Zug um 05:30 (Vietnam Zeit) aussteigen. Auch dieser Bahnhof kann eigentlich nicht als Bahnhof bezeichnet werden, denn er besteht lediglich aus ein paar Geleisen bei denen der Boden links und rechts mit Belag versehen ist. Ein Bahnhofgebäude ist in dieser Dunkelheit nicht zu erkennen und der Ausstieg aus dem Zugswagon hinunter auf den Boden ist sehr hoch. Aber wir schaffen es alle vier und kommen mit heilen Knochen auf dem Boden von Hanoi an.

Am Inernationalen Bahnhof von Hanoi nach einer langen Nacht

Am Inernationalen Bahnhof von Hanoi nach einer langen Nacht

Sofort sind wir von vietnamesischen Taxifahrern umringt, die uns ihre Dienste anbieten. Da unsere Familie für kurze Zeit getrennt wird, kommt es dazu, dass sich zwei Taxifahrer für unser Wohl verantwortlich fühlen und davon ausgehen, dass sie uns in ihrem Auto in die Stadt chauffieren können. Da wir aber der Meinung sind, dass wir alle in einem Taxi fahren kommt es zu einem kurzen, ziemlich heftigen Streit zwischen den beiden. Der ist zum Glück ziemlich schnell beigelegt und so kommt die nächste Hürde auf uns zu. Wir müssen nun den Preis für diese Fahrt aushandeln. Wir wissen, dass man in Vietnam um alles handeln muss und da wir keine Ahnung haben wie viel eine Taxifahrt vom Bahnhof zum Hotel kostet, handeln wir den vom Taxifahrer genannten Preis von 200’000 Dong (10.- Sfr) auf 150’000 Dong (7.50 Sfr) herunter und steigen in das Taxi ein. Die anschliessende Fahrt durch das immer noch dunkle Hanoi werden wir sicher nicht so schnell vergessen. Wie in China fährt man hier vor allem mit der Hupe durch die Strassen. Leider sind aber die Strassen viel enger, schlechter beleuchtet, mit mehr Schlaglöchern übersehen und man fährt hier viel schneller. Wir sind sehr froh, dass wir nur ca. 4 km weit bis zu unserem Hotel fahren müssen und dies ohne Unfall schaffen.

3 Kommentare zu “Mit Bus und Zug in drei Tagen 1’500km von Dali über Kunming und Nanning (China) nach Hanoi (Vietnam)

  1. Roland

    Der Bart ist ab und dabei wolte ich dir heute zum Namenstag gratlieren…. Claus halt.
    Da habit ihr ja wieder einiges erlebt.
    Gruss die Toesstaler

  2. Thomas RytzThomas Rytz

    Hallo SyBaRiGe

    Habe mir gerade mit grösstem Vergnügen Eure Reiseberichte als Ferienlektüre gegönnt! Vielen Dank für die tollen Impressionen aus der schönen weiten Welt! Es macht wirklich Spass die Abenteuer “mitzuerleben”.

    Freue mich auf weitere Berichte und auf ein Gruppenfoto (frisch rasiert ;-)) und wünsche weiterhin gute Reise, viele Schlemmereien und den betreffenden ein rasches Bessern der Bauchgegend. Vielleicht hilft ja ein Bier…

    E Gruess vor Näbugränze
    t

  3. Markus MüllerMarkus Müller

    Salut zäme.

    Poaaahhh! Da seid Ihr aber im Jin Jiang Hotel in einem aussergewöhnlichen Hotel abgestiegen. Gelegentlich soll man sich sowas ja auch gönnen.

    Wir waren in Peking mal in einem Restaurant – einem nicht touristischen. Und da haben die Gäste einfach so hinter den Esstischen auf den Boden “choderet” – völlig normal… und für uns völlig abstossend. Jaja, andere Länder, andere Sitten!

    Bei all den Photos von den Kids frage ich mich, in wievielen chinesischen Pendants zu Facebook diese wieder auftauchen – Silvia und Rico werden noch berühmt 🙂

    Weiterhin viel Spass und good luck!
    Markus

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