Melbourne – medizinisches Familienzentrum, historische Trams, moderne Wohnviertel am alten Hafen und gemütliche Pubs
Schon bei der Ankunft ist uns klar, dass wir unser Melbourne-Programm anpassen müssen. Silvia leidet nämlich unter hohem Fieber und musste auch schon ihren Magen mittels mehrer “Schnellentlerungen” erleichtern. Somit ist an einen Stadtbesuch nicht zu denken. Die Symptome von Silvia geben uns ein wenig zu denken und da wir uns noch vor kurzem in einem Malariagebiet aufgehalten haben wollen wir sicher gehen und suchen das Familiy Medical Center in Coburg, einem nicht so wohlhabenden Stadteil von Melbourne, auf. Nachdem ich die anderen direkt vor dem medizinischen Zentrum abgeladen habe fahre ich noch ein paar Strassenzüge weiter um unseren Camper auf einem der Parkplätze der diversen Einkaufszentren abzustellen. Es ist mir schleierhaft wie die Einheimischen das mit dem Auto machen wenn sie zum Doktor müssen. Beim medizinischen Zentrum gibt es keine Parkplätze und wenn man nicht gerade im Zentrum von Coburg wohnt sind die Distanzen einfach viel zu gross um zu Fuss zu kommen. Der Stadtteil Coburg macht keinen richtig guten Eindruck auf mich. Viele Häuser sind in einem schlechten Zustand, die Geschäfte sind entweder geschlossen oder machen einen heruntergekommenen Eindruck. Da mir auf dem ersten Parkpatz die vielen Schilder mit der Aufschrift “Lock it or lose it” auffallen, fahre ich noch ein paar Häuser weiter und stelle unseren Camper auf den grossen, etwas helleren Parkplatz vor dem Woolworth Supermarkt. Dann mache auch ich mich auf den Weg zurück zum medizinischen Zentrum.
Babs und die Kinder sitzen immer noch im grossen Warteraum bei der Reception. Wir sind bereits für eine Konsultation angemeldet, haben die 50.- Aus$ (37.50 Sfr) dafür bereits bezahlt und warten nun darauf das wir an der Reihe sind. Die Kinder haben es sich bereits so richtig gemütlich gemacht und zwar direkt vor dem Fernseher in welchem ständig Folgen von Mister Bean gezeigt werden. Wie man einen solchen Quatsch ohne Unterbruch aushält ist mir ein Rätsel, aber wie es scheint könnten unseren Kinder genau das den ganzen Tag machen.
Beim Doktor handelt es sich um eine ältere Frau aus Sri Lanka. Sie erklärt uns den komplizierten Ablauf einer Malariauntersuchung und sagt uns ausserdem, dass sie keine Ahnung hätte wie teuer ein solcher Test werde. Da die Laborpreise in Australien sehr hoch seien sollen wir uns das mit der Malariauntersuchung noch einmal genau überlegen, da eine solche Untersuchung ziemlich teuer ist. Daraufhin schaut sie sich erst einmal Silvia genauer an und fragt uns nach unseren Beobachtungen des Krankheitsverlaufes. Nachdem wir ihr alles erklärt haben, meint sie, dass sie auf Sri Lanka schon sehr viele Malariapatienten behandelt hat und das Silvia aus ihrer Sicht keine Symptome von Malaria aufweisst. Sie tippt bei Silvia auf eine Niereninfektion und meint, dass wir doch zuerst einmal eine Urinprobe machen sollen. Da wir keine feste Adresse in Australien besitzen müssen wir auch die Laboruntersuchung im Voraus bezahlen. Da man aber keine Ahnung hat wie viel das Ganze kostet, muss man zuerst bei der Firma, die die Untersuchung macht, den Preis in Erfahrung bringen, als dies geklärt ist bezahlen wir die 26.50 Aus$ (20.- Sfr). Da wir die Bezahlung mit der Kreditkarte per Telefon machen, müssen wir nun warten bis man uns die Quittung dafür per Fax zum Medical Center sendet. Auf meine Frage wieso man diese Quittung nicht einfch per E-Mail sendet, schaut mich die nette Frau etwas verlegen an und meint, dass man in diesem medizinischen Zentrum noch kein E-Mail einsetzt. Wir haben es nun zwar geschafft, dass das Urin von Silvia untersucht wird, das Problem, dass wir die Resultat nur bei einem persönlichen Gespräch mit einem Arzt bekommen ist noch offen. Zum Glück handelt es sich bei unserer Doktorin aus Sri Lanka um jemanden mit gesundem Menschenverstand. Sie sagt uns, dass wir ihr in drei Arbeitstagen anzurufen sollen. Sie wird uns die Resultate dann am Telefon mitteilen. So gehen wir wieder zurück zum Caming, geben Silvia die verordnete Medizin und hoffen, dass es ihr schon bald wieder besser geht.
Wir wollen auch noch etwas von Melbourne sehen. Wir merken aber schnell, dass es gar nicht so einfach ist von unserem Camping, der sich in einem Vorort ca. 10 km vom Stadtzentrum befindet, ohne eigenes Fahrzeug in die Stadt zu kommen. Besonders weil heute auch noch Sonntag ist. Am Sonntag fahren nur die wichtigsten Busse und von denen gibt es in unserer Gegend leider keine. Velos kann man auf dem Campingplatz auch keine mieten und darum machen wir uns zu Fuss auf den Weg zur 20 Min. entfernten Tramhaltestelle. Dabei laufen wir durch Wohnquartiere bei denen wir uns gar nicht sicher sind ob in den Häusern überhaupt noch jemand wohnt. Nur die Autos, welche bei vielen der Häuser einfach auf dem Rasen stehen, weisen darauf hin, dass hier jemand wohnt. Erst als wir die grosse Strasse erreichen auf welcher auch das Tram fährt sehen wir wieder Menschen auf den Strassen.
Doch bevor wir ins Tram einsteigen können müssen wir uns eine Magnetkarte kaufen. Die kann man aber weder im Tram noch an der Tramhaltestelle kaufen, sondern man muss einen Lebensmittelshop finden, der diese Karten verkauft. Die Karte selbst kostet 6 Aus$ (4.- Sfr) pro Person. Zusätzlich muss man nun Geld auf die Karte laden. Da man weder zuviel auf die Karte geladenes Geld zurückbekommt noch die Karte wieder zurückgeben kann muss man versuchen nur so viel Geld auf die Karte zu laden wie man braucht. Das Problem dabei ist aber, dass man weder in den öffentlichen Verkehrsmitteln noch an deren Haltestellen die Karten aufladen kann. Wenn man also merkt, dass man zu wenig Geld auf der Karte hat (das merkt man erst beim Einsteigen in ein Verkehrsmittel wenn man die Karte an das Lesegerät hält) muss man wieder aussteigen, einen Laden finden in dem man die Karte laden kann, die Karte laden, wieder zur Haltestelle zurückgehen, auf das nächste Verkehrsmittel warten und dann dorthin fahren wo man hin möchte – ist doch einfach oder? Auf jeden Fall merken wir sehr schnell, dass auch die Melbourner nicht begeistert sind von diesem System und bereits auf deren Ablösung warten.
Melbourne besitzt keine U-Bahn, sondern das weltgrösste Tramnetz. Die Trams (in denen noch die Herstellerplaketen von ABB in Örlikon hängen) sind dementsprechend alt. Und die Fahrt mit ihnen ist vor allem lange. Auf den 10 km gibt es sage und schreibe fast 50 Stationen an denen wir halten bevor wir unser Ziel – das Zentrum von Melbourne – erreichen. Dafür fahren wir an einigen Häusern vorbei, an denen grosse, farbige Grafities prangen. Der Unterschied zwischen den Vororten, mit ihren breiten, langweiligen Wohnstrassen, an welchen die meisten der einstöckigen Häuser aussehen als ob sie vor einiger Zeit von ihren Besitzern verlassen wurden und den mit Menschen gefüllten und mit modernen Wokenkratzern gesäumten Einkaufsstrassen im Zentrum von Melbourne könnte nicht grösser sein. Gleich nach dem Finanzzentrum, in welchem wir an top-modernen, riesigen Geschäftshäusern aus Stahl und Glas entlanglaufen erreichen wir den Yara River. Dort werden wir zuerst einmal von einer Möve attakiert, welche ihr Junges, das anscheinend aus dem Nest gefallen ist, versucht gegen uns zu verteidigen. Aber wir überstehen auch dieses Abenteuer und befinden uns nun im alten Hafengebiet von Melbourne. Mit Sicht auf die topmodernen Wohn- und Geschäftshäuser, die schwimmenden Helipads, moderne Yachten und das über 100 jährige, frisch renovierte Kohlefrachtschiff “Polly Woodside” geniessen wir super feine Fish & Chips und lokales Bier.
Danach machen wir uns auf den Weg die ausgestellte “Polly Woodside” – ein 3-Master – zu besichtigen. In dem kleinen aber sehr informativ gestalteten Museum wird die Geschichte der “Polly Woodside” aufgezeigt. Gebaut wurde sie vor über 100 Jahren in Belfast – Irland. Danach befuhr dieses knapp 40 m lange Schiff mit einer Besatzung von 30 Mann alle Weltmeere. Sie legte dabei über 1,5 Mio Kilometer zurück, bis sie 1955 ausgemustert wurde. Auf dem Schiff können wir sehen wie das Leben auf einem solchen Schiff ausgesehen hat. Die kleinen, engen Kajüten der Mannschaft im Kontrast zu den etwas gösseren Kabinen der Offiziere, bis hin zur grossen Kapitänskajüte mit eigenem Bad für den Kapitän. Oder auch die kleine Bordküche in der alle Behälter mit Seilen gesichert sind und in welcher sogar die Ratten vor den Maissäcken nachgebildet sind. Die Vorstellung mit einem solchen Schiff von England nach Australien zu fahren jagt uns einen Schauer den Rücken hinunter. Vor allem wenn man bedenkt, dass man für eine solche Reise 111 Tage einplanen musste.
Sobald wir die Gegend um den Yara River verlassen, befinden wir uns wieder im Geschäftsviertel von Melbourne. Da alle Strassen rechtwinklig zueinander verlaufen ist die Orientierung kein Problem. Das Zentrum selber ist nicht sehr gross und auch nicht sehr interessant, selbst die berühmten, engen Gassen mit den alternativen Cafes und den vielen Grafities an den Wänden mögen uns so richtig zu begeistern. Da geniessen wir eher die gemütliche Atmosphäre in einem der diversen, alten Pubs gegenüber dem königlichen Gebäude des Melbourner Hauptbahnhofes.
Wilsons Promontory – ein Naturparadies am südlichen Zipfel von Victoria
Eigentlich wollten wir nach Melbourne die berühmte Philips Island besuchen wo man jeden Abend tausende von Pinguinen beobachten kann, die vom Meer zu ihren Schlafplätzen am Strand zurückkehren. Aber als wir erfahren, dass wir um bei diesem Naturspektakel dabei zu sein eine Tour buchen müssen ist uns das Ganze schon nicht mehr so sympatisch. Als wir dann auch noch erfahren, dass es pro Tag genau eine Tour gibt für die man 2’500 Tickets verkauft ist für uns klar, dass wir auf dieses Schauspiel verzichten und wir lieber direkt hinunter in den Wilson Promantory National Park fahren. Wir übernachten auf einem kleinen Campingplatz direkt am Shallow Inlet und bekommen dort den letzten Platz mit der Bezeichnung “Honeymoon Site” zugewiesen. Wahrscheinlich kommt der Name daher, dass sich der Platz direkt hinter einem grossen Betontank für das Regenwasser befindet und dadurch vom Restlichen Camping nicht einsehbar ist. Aber so gemütlich oder romantisch wie der Name klingt ist es nicht. Dafür ist die Aussicht auf den Shallow Inlet sehr schön und wir können von unserem Platz viele Wasservögel beobachten. Ok, ich sollte eher sagen wir könnten diese Tiere beobachten, wenn wir den Platz nicht auch noch mit tausenden von Fliegen teilen müssten. Diese aufsässigen Tierchen scheinen nur auf uns gewartet zu haben und stürzen sich zu hunderten auf uns sobald wir es wagen unseren Camper zu verlassen.
Trotz der Fliegen machen wir einen Spaziergang hinunter zum Shallow Inlet. Vor dem Eingang zum Weg hinunter zum Strand steht ein Schild mit der Aufschrift “Beware of snakes”. Da kommt bei mir schon Freude auf, denn ich hoffe immer noch auf meine erste Schlangensichtung hier in Australien. Vielleicht klappt es ja hier. Auf den ersten Blick ist dieser Shallow Inlet eine Enttäuschung. Der Strand besteht zwar aus Sand, aber dieser ist so stark mit Wasser durchdrungen, dass es sich anfühlt als ob wir über Schlamm laufen. Im flachen Wasser stehen diverse Fischer mit ihren Angelruten und ausserdem hat es noch ein paar kleine Fischerboote, welche sich entweder im Wasser oder auf der Seite liegend auf dem Schlammstrand befinden.
Beim Laufen über den Schlammstrand fällt uns der kuriose blubber-Ton auf, den der Boden bei jedem Schritt von sich gibt. Beim genaueren Hinsehen entdecken wir hunderte von kleinen, violetten Krabben welche vor uns flüchten und sich dabei geschickt in den Schlamm eingraben. Sie machen das in einer Kreisbewegung und bilden damit kleine Vulkanartige Sandhügel, welche zuoberst ein kleines, kreisrundes Loch aufweisen.
Es gibt aber nicht nur diese Krabben. Wir sehen Pelikane, kleine weisse Vögel mit langen, leicht gebogenen, spitzen Schnäbeln und andere mit langen, geraden Schnäbel, welche am vordersten Teil rund sind. Sie alle laufen am Strand entlang und suchen Nahrung. Auf der anderen Seite des Inlet können wir eine Herde Wildgänse entdecken. Auf diese Distanz machen diese Tiere wenigstens keinen Lärm. Man kann also sagen, dass dieses Inlet auf den zweiten Blick als friedlich, interessant und sehr artenreich bezeichnet werden kann. Unsere Kinder sehen das aber nicht ganz so und wollen schon bald wieder zurück in den Camper. Sollen sie doch machen denken wir, geben ihnen den Schlüssel und laufen alleine weiter über den kilometer langen Strand.
Kaum befinden wir uns wieder in der Nähe des Campingplatzes, werden wir von den unzähligen Fliegen freudig begrüsst. Auch die Einheimischen, von denen es auf diesem Platz sehr viele gibt (es gibt ausser uns eigentlich keine anderen Touristen hier) leiden unter diesen Fliegen. Die meisten halten einfach einen Zweig mit Blättern in der Hand und wedeln sich damit die Fliegen aus dem Gesicht.
Unser heutiges Ziel ist der Besuch des Wilson Promontory. Aber was bedeutet überhaupt Promontory? Die Lösung finden wir im Internet und zwar auf Wikipedia. Dort steht: “A promontory is a raised mass of land, declined abruptly from only one side. It can overlook water (in which case it can be called a peninsula) or land.” Na also ist das gar nicht so schlimm. Es ist nichts anderes als ein Berg, der zum Wasser hinausragt.
Wir fahren 20 km vom Camping zum Eingang des National Parkes. Gleich nach dem Eingang entdecken wir unser erstes Wallaby am Strassenrand. Wir fahren direkt bis zum Visitor Center von Tidal River und von dort mit dem Gratis-Shuttel-Bus hinauf zum Telegraph Saddle. Das ist der Ausgangspunkt für die Wanderung hinauf zum Mount Oberon von welchem aus wir die Aussicht auf den umliegenden National Park geniessen wollen.
Die Wanderung hinauf zum Gipfel des Mount Oberon dauert etwa eine Stunde. Wir laufen dabei auf einer grossen Strasse durch einen wunderschönen Eukalyptuswald. Wir hätten eigentlich mehr von einem Wanderweg in einem National Park erwartet als so eine grosse Strasse aber wenigstens ist sie nicht auch noch geteert. Oben am Gipfel angekommen, geniessen wir eine absolut super schöne Aussicht über die vielen versteckten Sandstrände dieses Nationalparkes. Aus dem türkisfarbenen, kristallklaren Meer ragen ausserdem riesige, abgerundete Granitfelsen in den stahlblauen Himmel. Besonders eindrücklich ist, dass wir uns auf der gleichen Höhe, resp. ein wenig Höher als die vom starken vom Meer her kommenden Wolken befinden. So scheinen wir hier richtiggehen durch die Wolken zu fliegen während wir die absolut bombastische Aussicht auf den Wilson Promontory geniessen. Nur die aufdringlichen, grossen fliegenänlichen Insekten die überall herumschwirren stören uns hier oben.
Zurück beim Visitor Center fahren wir mit dem Camper zur “Squeaky Beach”. Dieser Strand hat seinen Namen vom feinen Sand erhalten, welcher quietsch sobald man einen Schritt macht. Dieser Strand ist wirklich eine Wucht. Er ist ca. 3 – 4 Kilometer lang, leicht gebogen und an beiden Seiten von grossen Granithalbkugeln begrenzt. Dort brechen sich die grossen Wellen mit tosendem Geräusch. Da auch hier viele Warnschilder vor den gefährlichen Strömungen warnen und zudem die Wassertemperatur (< 18 Grad) für uns viel zu tief ist, machen nur unsere Kinder einen kurzen Abstecher ins Wasser. Sonst sitzen wir einfach am Strand, geniessen die herrliche Umgebung und fragen uns wieder einmal wieso es hier so saukalt ist. Wir haben uns vorgestellt, dass wir in Australien schwitzen werden, aber bis jetzt sind die Tage an denen wir zu kalt hatten eindeutig in der Überzahl. Wir hoffen einfach, dass das bald einmal ändert und wir den wahren Sommer in Australien kennenlernen werden.
Von Painsville über die Great Alpine Road nach Bright ins Hochland von Australien
Nach der Küste wollen wir nun das sogenannte Hochland von Australien ein wenig kennenlernen. Dafür müssen wir der Küste bis Paynesville folgen. In Paynesville machen wir einen Abstecher mit einer kleinen Fähre nach Raymond Island. Auf dieser kleinen Insel leben etwa 250 Koalas und genau diese wollen wir besuchen. Um die Aufmerksamkeit unserer Kinder auf dem Koala Trail etwas zu steigern, versprechen wir das derjenige von uns, der den ersten Koala entdeckt bestimmen kann wo und was wir heute Abend essen. Es geht nicht lange, da entdeckt Rico den ersten Koala, welcher sich auf einem Eukalyptusbaum, der in einem privaten Garten steht, versteckt hat. Wir wollen gerade weitergehen, da ruft uns der Besitzer des Hauses zu, dass wir doch in den Garen hineinkommen sollen. Das machen wir natürlich und können so den Koala in aller Ruhe betrachten. Gerade als wir wieder gehen wollen, fliegt ein Kookaburra “Lachender Hans” auf den Gartenhag des Hauses. Der Besitzer ist sichtlich erfreut das er dieses Tier hier sieht und meint, dass er diesen Vogel seit längerer Zeit füttert, er ihn aber seit ein paar Wochen nicht mehr gesehen hat. Der Mann macht einige Laute und schon fliegt der flauschige Vogel knapp an uns vorbei, direkt in die Garage. Dort füttert der Mann ihn mit Hackfleisch. Kaum hat er die Dose mit dem Futter in das Gestell zurück gestellt, da fliegt der Vogel aus der Garage und wieder in die umstehenden Bäume.
Wir setzen unseren Spaziergang fort und entdecken nicht nur etwa weitere 10 Koalas in den Bäumen, sondern auch einen Echidna (den natürlich auf dem Boden). Zudem hat es viele Kakadus, Papageien und “Lachende Hanse”. Nach dieser interesanten Wanderung fahren wir mit der Fähre wieder zurück nach Paynesville. Dort fügen wir uns in die Wahl von Rico und bestellen uns in einer Pizzaria feine Holzofen-Pizzas. Da wir diese mit einem Schluck australischen Wein geniessen wollen, die Pizzaria aber keinen Alkohol ausschenken darf, nehmen wir die Pizzas und setzen uns in den Weinshop, welcher sich dirket neben der Pizzaria befindet. An den beiden Bänken vor dem Weinshop hat es bereits ein paar Leute. Doch wir haben Glück, denn die Australier, welche dort sitzen rutschen sofort zusammen und so geniessen wir unsere Pizzas, den Wein und eine angenehme australische Unterhaltung während wir eine wunderschöne Aussicht über den Hafen von Paynesville geniessen bevor wir wieder auf unseren Campingplatz zurück gehen welcher sich direkt an einem Kanal befindet an welchem jedes Haus einen eigenen Schiffsanleger besitzt. Man kann also davon ausgehen, dass hier nicht die ärmsten Australier wohnen.
Von Paynesville an der Küste fahren wir in westlicher Richtung nach Bruthen (wo es eine feine Brauerei gibt, wir aber noch nichts probieren können, da es noch nicht einmal 10:00 ist – keine Angst, ein paar Flaschen haben wir nun im Camper – Ausgangs Brutzen sehen wir das erste Strassenschild, welches darauf hinweist, dass wir auf dieser Strasse mit Schnee und Eis zu rechnen haben und das es sein kann, dass diese Strasse aufgrund heftigen Schneefalls kurzfristig geschlossen werden kann. Zur Zeit haben wir einen stahlblauen Himmel über uns und das Thermometer am Armaturenbrett zeigt 30 Grad an. Darum beachten wir diese Schilder nicht weiter. Dafür beeindruckt uns die Landschaft immer mehr. Es sieht so aus, als ob es hier weider mehr regnet, denn die Weiden links und rechts der Strasse leuchten grün und sind nicht mehr braun. Die Strasse schlängelt sich schon bald steil durch einen riesigen, wunderschönen Eukalytpthuswald und es geht nicht lange, da meinen unsere Kinder, dass es ihnen bei diesen Kurven langsam schlecht werde. Wir machen von nun an etwas mehr Pausen und das ist auch gut so, denn es ist viel zu schade durch diese wunderschöne, hügelige Waldgegend einfach durch zu fahren. Schon auf der ersten Rast entdecken wir eine ca. 30 cm lange Echse und im klaren, dunkel-bernsteinfarbenen Wasser schwimmen Käfer, Qualquappen und Wasserläufer.
Kurz vor Omea biegen wir auf eine kleinere Strasse ab, welche mit einem Wegweiser mit der Aufschrift “Gold and Wine Drive” ausgeschildert ist. Das tönt definitiv besser als das es schlussendlich ist. Denn wir sehen auf dieser Strasse weder Reben, noch Weingüter bei denen wir Wein probieren könnten. Und die als Geisterstadt angekündigte, frühere Goldgräberortschaft Cassilis kann uns gar nicht begeistern. Ausser einer recht interessanten Orientierungstafel und zwei uralten Eisenbahnwagen, die mitten auf einer Wiese stehen und vor sich hin rotten, ist von der Goldgräber-Stadt, welche von 1820 bis 1948 existierte und zu den besten Zeiten über 1’200 Einwohner hatte, absolut nichts mehr zu sehen. Dafür ist die kleine, zum Teil unbefestigte Strasse umso schöner und so wir geniessen wir einfach die Aussichten auf die Wälder und die grünen Weiden auf denen kraftstrozenden Bullen stehen – und denken bereits wieder an unser nächstes gutes Stück Fleisch auf dem Grill.
In Omea angekommen stellen wir schnell fest, dass es keine gute Idee gewesen wäre hier zu übernachten. Ausser einer Tankstelle, einem Hotel, einem Cafe und einem Campingplatz gibt es hier nichts was uns vom Hocker reisst. So essen wir im kleinen Cafe einen Apple-Crumble Muffin, tanken unseren Camper mit teurem Benzin voll und sind – jedenfalls die Männer von uns – fasziniert von den völlig überdimensionierten und übermotorisierten Geländefahrzeugen die hier überall auf der Strasse zu sehen sind. Die Dreckverschmierten Karosserien lassen darauf schliessen, dass sie bereits einige Kilometer harter Backroads hinter sich haben. Aber eben, diese Backroads sind nichts für unseren Camper und so fahren wir weiter auf der gut ausgebauten “Great Alpine Road” und zwar kommt nun die Königsetappe hinauf zur Passhöhe. Die Strasse windet sich steil immer höher hinauf bis wir nach 40 km den ersten Skiort mit dem Namen “Dinners Plaine” erreichen. Hier oben auf über 1’600 m.ü.M. befindet sich dieses Ressort, das aus fast hundert kleinen Holz-Ferienhäusern und einem megaflachen Skilift besteht und wo wir an den Plakaten erkennen können, dass man hier Skiausrüstungen und auch Skipässe verkauft. Doch wo man hier Ski fährt, dass ist uns ein Rätsel. Auch glauben wir nun der Aussage der Frau im Cafe von Omea nicht mehr so ganz, dass es hier im Winter zwischen 2 – 3 m Schnee gibt. Auf jeden Fall sind die Schneepfosten, welche an der Strasse stehen nicht einmal 3 m hoch und auch die Ferienhäuser sind nicht so gebaut, dass man sie noch betreten könnte wenn hier 3 m Schnee liegt – ausser man betritt diese Häuser durch die Dachfenster. Wir fahren weiter und erreichen nach weiteren 15 km das eigentliche Skigebiet und den höchsten Punkt der Strasse auf fast 1’800 m.ü.M. Hier befinden sich etwa 10 – 12 Skianlagen, welche zwar nicht sehr lange sind, dafür aber über steilere Pisten verfügen. Aber auch hier hätte es unter den meisten Sesselliften gar keinen Platz für 3 m Schnee. Wir geniessen hier herrliche Ausblicke über die Hügelketten der Great Alpes von Australien. Es sind aus unserer Sicht bewaldete Hügel und keine richtigen Berge. Der grösste Teil des Waldes ist vor ca 8 Jahren durch einen Jahrhunderwaldbrand zerstört worden. Überall ragen weisse, tote Äste von abgestorbenen Eukalypthusbäumen aus dem nachwachsenden, grünen Jungholz. Und um uns herum wachsen richtig schöne Bergblumen.
Von der Passhöhe führt die Strasse in fast 60 km kurvig hinunter nach Bright. Befanden wir uns die letzten Stunden in der grössten Wildnis, so herrscht nun plötzlich ein emsiges Treiben von hunderten von Menschen um uns auf den Strassen von Bright und bei der Durchfahrt durchs Dorfzentrum stehen wir sogar im Stau. Wir haben Glück und bekommen auf dem Campingplatz mitten in diser kleinen Stadt einen Stellplatz direkt am kleinen, sauberen Bach und so können unsere Kinder sofort ihre Luftmatratze aufblasen und sich damit den Bach hinuntertreiben lassen. Wir stellen erst einmal unsere Campingstühle auf und geniessen ein feines Bier, dass wir heute morgen in der Bullan-Brauerei von Bruthen gekauft haben. Auch hier in Bright gibt es so eine kleine Brauerei. Von unserem Campingplatz können wir sie sehen und zur Zeit auch höhren, denn zur Zeit spielt dort auf der Terasse gerade eine Rockband. Beim zweiten Bier können wir beobachten, dass sich der Stadtpark, der sich ebenfalls am uns gegenüberliegenden Ufer befindet mit Menschen füllt. Kaum hat die Live-Rock-Musik in der Brauerei geendet, da beginnen zwei Musiker auf der kleinen Bühne im Stadpark mit ihrer Darbietung und während wir ein feines Poulet-Curry geniessen, können wir dem von den beiden Musikern vorgetragene Folk-Konzert lauschen. Nachdem auch dieses Konzert geendet hat, es bereits dunkel ist und unsere beiden Kleinen die letzten beiden Kinder sind, die den Bach mit ihrer Luftmatraze hinunterfahren, ertönen nun laute Geräusche aus der Richtung von unserem Campingplatz. Dabei handelt es sich um den Ton des Films Pixel, welcher Open-Air auf der grossen Wiese des Camping vorgeführt wird. Wir sind wahrlich an einen Ort gekommen, in welchem viel geboten wird. Und wir denken, wir werden, obwohl unser Elektrokabel zu kurz ist und wir uns nicht an den Strom anbinden können, sicher noch ein paar Tage bleiben.
Bright – Brauereiznacht, Weintasting und Micro-Flight
Wir schliessen diese kleine Stadt im “High-Country of Australia” sofort in unser Herz. Bereits beim ersten Rundgang durch das Zentrum fällt uns die kleine Bright-Brauerei ins Auge, in welcher wir im Verlauf unseres Aufenthaltes sehr fein essen gehen und erst noch die Möglichkeit haben, ein 16 % starkes Bier mit dem Namen “Stubborn Russian” zu probieren. Damit wir für einmal nicht mit unserem Camper unterwegs sein müssen, mieten wir uns Velos. Damit fahren wir auf der zum Veloweg umgebauten, bis ins Jahr 1940 existierenden Eisenbahnstrecke in nördlicher Richtung das grosse Tal hinaus. Es ist zwar sehr warm (> 35 Grad) aber da der Veloweg fast auf der gesamten Strecke entweder von Wald oder von einzelnen, grossen Eukalypthusbäumen gesäumt ist, fahren sind wir meistens im etwas kühleren Schatten unterwegs. Bereits nach etwa 8 km erreichen wir den Wegweiser, der uns den Weg hinauf zur kleinen Ringer Reef Winery anzeigt. Wenn wir schon mit dem Velo unterwegs sind, dann wollen wir endlich einmal ein Weintasting machen. Im Verkaufsraum, in welchem etwa zwanzig grosse Eichenfässer lagern und der aus diesem Grund auf eine angenehm kühle Temperatur hinuntergekühlt ist, setzen wir uns an die kleine Bar, schicken erst einmal unsere Kinder hinaus zum Spielen und wenden uns den hier angebauten Weinen zu. Leider haben wir uns nicht so gut vorbereitet, denn ausgerechnet in dieser Winery hat man sich auf leichte, italienische Rotweine spezialisiert und wir wollen doch lieber schwere, australische Rotweine probieren. Aber wir fügen uns in unser Schicksal und probieren die Weine trotzdem. Nach dem Tasting bestellen wir zwei Gläser Moscato und geniessen den zusammen mit einer Platte Oliven und kleinen Weissbrotscheiben, die wir zuerst in Olivenöl tauchen und anschliessend in einer Gewürzmischung wenden.
Bright hat aber nicht nur kulinarisch etwas zu bieten. Während die anderen noch schlafen, stehe ich kurz nach dem Sonnenaufgang auf, esse ein kleines Frühstück, schnappe den bereits gepackten Rucksackund schwinge mich auf mein Velo. Mein Ziel ist das kleinen Airfield von Porepunkah, wo ich um 08:00 einen Termin zum Mikro-Light fliegen habe. Die 8 km lange Fahrt mit dem Velo zum Airfield, das sich in einem Seitental befindet, ist total friedlich. Da ich viel zu früh bin, muss ich zuerst einmal das Gatter aufmachen bevor ich zur Graspiste, an der sich etwa 10 Hangars befinden, komme. Dafür habe ich genügend Zeit mir alles anzuschauen und mich dabei vor den tausenden von Fliegen zu schützen, die mich stürmisch begrüssen. Greg der Pilot und Rosmary seine Frau kommen etwas später mit einem kleinen, roten Auto angefahren. Unser Flugzeug, ein Trike mit zwei hintereinander liegenden Sitzen, welches an einem Delta angemacht ist, steht bereits fix fertig im Hangar. Zudem befinden sich noch zwei Einsitzer Trikes und ein Mikro-Light mit starren Tragflächen im Hangar. Während ich mich durch diverse Formulare kämpfe und mir eine Eintages Mitgliedschaft in Gregs Flugclub ausstelle (die brauche ich, denn Passagierflüge mit Mikro-Lights sind eigentlich gar nicht erlaubt. Doppelsitzerflüge mit einem zukünftigen Flugschüler aber schon. Und mit der Eintages Mitgliedschaft beweise ich, dass ich die Absicht habe ein Micro-Flight Pilot zu werden – Auch hier gibt es so richtig sinnvolle Gesetze….), betankt Greg das Trike, schiebt es aus dem Hangar und macht die notwendigen Checks.
Schon bald sitze ich auf dem Passagiersitz hinter Greg, der Motor läuft und der Propeller stösst uns hinauf zum Pistenanfang. Da Greg bereits einen Unfall mit einer Kameratasche hatte, welche ein Passagier während dem Flug verlor und die dann den Propeller beschädigte, so dass Greg gezwungen war eine Notlandung zu machen, bittet er mich meine Kamera im Hangar zu lassen. Der Flug wird aber durch eine installierte Go-Pro Kamera festgehalten, welche alle 10 sek. ein Foto macht. Nach einer kurzen Fahrt stehen wir am Pistenanfang und Greg gibt Gas. Der Motor häult kurz auf und schon rasen wir über die holperige Graspiste. Mir kommen die 80 km/h welche wir zum Abheben benötigen vor wie 180 km/h. Ich bin auf jeden Fall sehr froh, als sich unser Fluggerät endlich vom Boden löst und steil in den Himmel steigt. Wir fliegen hinaus ins Haupttal und folgen diesem ständig steigend bis nach Bright. Dort kann ich hinab zu unserem Campingplatz blicken, aber da die Bäume auf dem Campingplatz zu dicht sind, kann ich unseren Camper nicht sehen. In einer grossen Schleife überfliegen wir Bright und versuchen höher zu kommen um den Mt. Buffalo zu überfliegen. Aber bereits bei 3’000 Fuss ist Schluss. Der Wind hier oben ist plötzlich sehr stark und unser kleines Trike wird von kräftigen Turbulenzen geschüttelt. Ich bin nicht böse das Greg meint, dass wir bei diesem Wind nicht weiter hinauf können. Somit ist auch der Überflug über den Mt. Buffalo leider nicht möglich. Dafür bietet Greg mir einen etwas längeren Flug an und übergibt mir das Steuer. So fliege ich über eine halbe Stunde kreuz und quer über die bewaldeten Hügel des High Country, erfreue mich an der wunderschönen Broccoli-Ansicht der riesigen Eukalypthus-Wälder und der grün leuchtenden Rebberge der vielen, kleinen Weingüter unter uns. Etwas weiter südlich wo das Tal breiter ist und vor allem Viehzucht betrieben wird, können wir beobachten, wie ein moderner Cow-Boy seine Kühe von der Weide ins Farmhaus treibt – er sitzt einfach in seinem 4×4 Pick-Up mit welchem er die Kühe nach Hause treibt. Da wir nur noch wenig Benzin im Tank haben, fliegen wir wieder zurück in die Nähe des Airfield und Greg zeigt mir alle Häuser über welche ich nicht fliegen sollte, da deren Anwohner sich immer wieder über den Fluglärm beschweren. Also auch hier in einem so grossen Land mit so viel Platz hat man mit den selben Problemen zu kämpfen wie bei uns. Bevor wir wieder landen, zeigt Greg mir noch welche Kurven mit einem solchen Gefährt möglich sind und auch ein Stall steht auf dem Programm. Es ist ein ziemlich komisches Gefühl, als wir plötzlich rückwärts nach unten fallen. Aber Greg zieht sofort leicht am Trapez und schnell nehmen wir wieder Fahrt auf und befinden uns wieder in einer normalen Flugbahn. Die Landung fordert noch einmal meine Nerven heraus. Aus meiner Sicht läuft bei einem Trike alles viel zu schnell ab. Wir nähern uns mit fast 80 km/h dem Boden und ich habe Angst, dass die kleinen Räder in einer der vielen Unebenheiten der Graspiste steckenbleiben. Aber meine Bedenken sind grundlos, die Landung verläuft ohne Probleme und schon bald stehen wir wieder vor dem Hangar wo uns Rosemary bereits mit einem Kaffee erwartet.
Kanufahren auf dem Murray River
Von Bright fahren wir weiter in nördlicher Richtung. Bereits am Vormittag können wir grosse Gewitterwolken über den Hügeln erkennen. Kurz vor Albury verdunkelt sich der Himmel vor uns, starke Windböen rütteln an unserem Camper und es ist nicht immer ganz einfach auf unserer Seite der Strasse zu bleiben. Von den Bäumen fallen Blätter und Äste auf die Strasse. Die Luft riecht nach Rauch und etwas später kommen wir an diversen Feuerwehrfahrzeugen vorbei. Die Feuerwehrleute sind entweder daran die Fahrzeuge mit Wasser zu füllen oder beobachten die verrauchten Berghänge um uns herum. Wir können kein Feuer sehen, sind aber froh, dass wir uns kurze Zeit später wieder in einer rauchfreien Umgebung befinden und auch unser Ziel Albury “rauchfrei” ist.
Durch Albury fliesst einer der berühmtesten Flüsse Australiens, der Murray River. Diesen möchten wir heute per Kanu ein wenig erkunden. Aus diesem Grund haben wir per Telefon zwei Kanus reserviert und diese warten nun im Noreuile Park von Albury auf uns. Unseren Camper stellen wir auf einen Parkplatz direkt am Fluss. Wir ziehen die Badehosen an und werden von Greg (von dem wir die Kanus gemietet haben), bereits erwartet, mit einem Minibus aus Albury hinaus, etwa 17 Flusskilometer weiter oben am Murray River zusammen mit zwei Doppelkanus ausgeladen.
Schon auf den ersten Metern merken wir, dass der Murray River, auch wenn er so friedlich aussieht, eine starke Strömung aufweist. Dazu kommen starke Fallwinde, die sich über die hohen Eukalypthusbäume auf den Fluss hinabstürzen. So haben wir einiges zu tun um uns in der Mitte des Flusses zu halten, denn am Ufer hängen die Äste der Bäume vielfach bis auf den Fluss hinunter. Greg hat uns gesagt, dass wir aufpassen müssen um ja nicht dort hinunter gezogen zu werden. Der zweite Tip von Greg war, dass wir uns immer rechts halten müssen. Und dieser Tip stellt sich als sehr hilfreich heraus, denn als sich der Fluss wieder einmal vor uns teilt, sieht es so aus, als ob der Hauptarm des Murray nach links fliesst. Erst im letzten Moment errinnern wir uns an den Tip von Greg immer rechts zu bleiben. Mit kräftigem paddeln schaffen wir es auf einer kleinen Insel anzulegen, bevor wir in den linken Flussarm getrieben werden. Wir konsultieren unser MapsMe App. Und siehe da, wären wir dem linken Flussarm gefolgt, wäre es nicht gut herausgekommen, denn dieser führt in einem grossen Bogen an Albury vorbei und auf ihm wären wir nie mehr an unseren Kanurückgabeort gekommen. Wir setzen unsere Fahrt auf dem richtigen Flussarm fort und geniessen total friedliche Stunden auf dem Murray River. Wir hätten uns nie vorstellen können wie laut es auf diesem Fluss ist. Die lauten Geräusche kommen von den knapp 5 cm grossen, schwarzen Grillen, welche zu hunderttausenden auf den Uferbäumen sitzen und fröhlich in der Gegend herumzirpen. Auch während unserer Mittagspause dir wir auf einer einsamen, wunderschönen Flussinsel – mit einem kleinem Sandstrand – verbringen, versetzen diese kleinen Tierchen unsere Trommelfeld kräftig in Schwingungen. Auch unsere Kinder sind von diesem Kanuausflug total begeistert. Mit ihren leuchtenden Schwimmwesten stürzen sie sich in den Fluss und wir müssen alle Hebel in Bewegung setzen, damit wir sie wieder zurück ins Kanu bringen, denn wir haben noch einen weiten Weg bis Albury vor uns. Wir fühlen uns als ob wir weit weg von jeglicher Zivilisation unterwegs sind, dabei ist Albury bei den vielen Schleifen die der Fluss hier macht nie weit entfernt. Am Fluss leben sehr viele Vögel. Die weiss-schwarzen langschnabel Dinger sind eindeutig in der Überzahl, aber es gibt hier auch farbenprächtige Papageien, laute Kakadus und auch den lachenden Hans hören wir ein paar Mal, bekommen ihn aber leider nicht zu sehen. Im dunklen aber klaren Wasser können wir grosse Fische beobachten, an verschiedenen Orten sehen wir wie Kängurus ihren Durst am Fluss stillen und auf Baumstämmen, die zum Wasser hinausschauen entdecken wir sogar Wasserschildkröten, die sich dort in der Sonne aufwärmen. Meistens höhren wir aber nur ein pflatschen, denn wenn wir ihnen zu nahe kommen, lassen sie sich einfach ins Wasser plumpsen und sind sofort verschwunden. Erst wenige Minuten vor dem Ausstiegspunkt am Neurile Park in Albury fahren wir unter zwei Autobahn- und einer Eisenbahnbrücke hindurch und befinden uns damit wieder in der Zivilisation wo Greg bereits wieder auf uns wartet, die Kanus in Empfang nimmt und uns eine gute Weiterreise wünscht.
Über die Snowy zu den Blue Mountains, die eigentlich gar keine Berge sind
Vom Murray River fahren wir weiter in Richtung des Snowy Mountain NP. Nachdem wir einige Stunden dem Flusslauf des jungen Murray gefolgt sind, erreichen wir beim kleinen Städtchen Khancoban die Abzweigung in den Snowy Mountain NP. Ab hier steigt die enge Strasse steil an. Wir gewinnen schnell an Höhe, sind aber erstaunt, dass die Strasse keine Kurven hat, sondern einfach schnurgerade, einer Starkstromleitung folgend, in die Höhe zieht. Die Fahrt durch den dichten Eukalypthunswald ist einfach grossartig. Es sind grosse Bäume, welche den Wald bilden. Der Boden ist von grünem Farn bedeckt und am Strassenrand wachsen erstaunlich viele Blumen. Wir sehen sogar ein paar vereinzelte Kängurus und natürlich hat es auch heute wieder viele, farbige Papageien und andere Vögel. Die Strasse führt uns die nächsten fast 100 km durch ein Naturparadies in welchem keine menschlichen Behausungen zu sehen sind. Ausser Wald, diversen Stauseen und dem fast ausgestorbenen Retortenkaff Cabramrra, das als das höchste Dorf Australiens gilt aber lediglich aus etwa 50 identischen Häusern, einem Visitor Center, einer Tankstelle, einem Restaurant und einem Generall Store besteht, gibt es hier nur Wald, Wald und nochmal Wald zu sehen.
Der Höhepunkt des Snowy Mountain NP ist für uns die heisse Quelle von Yarrangobilly. Da man diesen Ort nur über eine Einbahnstrasse erreicht, diese aber für uns in die falsche Richtung angelegt ist, müssen wir zuerst 6 km an der Ausfahrt vorbeifahren. Dann folgen wir einem engen, ungeteerten Waldsträsschen, dass uns in steilen Kehren hinunter zum historischen Visitor Center aus dem Jahre 1880 führt. Dort stärken wir uns mit Junk Food (Meet-Pie, Spinat-Pie und Coca Cola), fahren, nachdem wir die Parkgegühr von 4 Aus$ (3.- Sfr) bezahlt haben, weiter zum Parkplatz. Dort laufen wir den steilen Weg hinunter zur heissen Quelle. Diese befindet sich in einer von der Sonne beschienenen Waldlichtung ganz in der Nähe eines klaren Flusses. Das Thermalwasser, welches hier aus dem Boden kommt besitzt das ganze Jahr über eine Temperatur von 27 Grad. Anscheinend liefert diese Quelle 100’000 l/Std und das ist genug um einen grossen – ziemlich scheusslichen – Pool zu füllen. Er wurde anscheinend vor längerer Zeit von Sträflingen erstellt. Die Wände sind betoniert. Der Boden ist natürlich, denn dort befindet sich die Quelle, die das warme Wasser direkt durch den Boden in den Pool drückt. Im klaren Wasser des Pools entdecken wir viele, ca. 7 – 10 cm lange Quaulquappen. An der Infotafel vor dem Pool können wir lesen, dass dies ein sehr gutes Zeichen für die Wasserqualität des Pooles ist, denn Frösche leichen nur in sauberem Wasser. Obwohl das Wasser 27 Grad warm ist, braucht es ein wenig Überwindung um hineinzugehen. Aber nachdem wir etwas herumgeschwommen sind können wir den Pool fast nicht mehr verlassen, denn nun ist die Luft viel kälter als das Wasser. Nach dem Pool gehen wir auch noch hinunter an den Fluss. Auch dort hat es ein sehr schönes natürliches Becken wo sich das Flusswasser und das Thermalwasser mischen. Aber hier ist das Wasser für uns definitiv zu kalt und so laufen wir den steilen Weg wieder hinauf zum Parkplatz wo unser Camper auf uns wartet und fahren weiter in Richtung unseres nächsten Zieles, der Blue Mountain.
Von den Snowy Mountains trennen uns nur ein paar Fahrstunden von den berühmten Blue Mountains. Wir wissen bereits, dass die Bezeichnung Blau von den Dämpfen der Eukalypthusbäume stammen, welche bei einem bestimmten Sonnenstand eine bläuliche Färbung bekommen. Während wir uns den Blue Mountains nähern, suchen wir immer wieder den Horizont nach diesen Bergen ab. Wir können es kaum glauben, aber wir können einfach keine Berge sehen, der Horizont ist immer flach. Selbst als wir nur noch wenige Kilometer von unserem Ziel entfernt sind sehen wir nichts was einem Berg auch nur im entferntesten ähnlich sieht. Erst als wir wenige hundert Meter vor unserem Campingplatz einem Wegweiser zu einem Aussichtspunkt folgen merken wir wieso wir bis jetzt keine Berge gesehen haben, denn wir stehen nun vor einer riesigen Schlucht, mit senkrechten, ca. 250 m hohen, roten Felswänden und einem Talboden, der mit dichtem, dunklen Eukalypthuswald bewachsen ist. Die Blue Mountains sind gar keine Berge sondern es ist eine Schlucht. Aus unserer Sicht sollten sie daher “Blue Canyon” heissen.
Natürlich wollen wir uns diese Schlucht genauer anschauen. Wir stürzen uns in unsere Wanderkluft – das bedeutet hier Turnschuhe, kurze Hosen und T-Shirt – schmieren uns kräftig mit Sonnenschutz ein, legen uns unsere Hüte auf den Kopf und die Sonnenbrille auf die Nase und laufen mit etwas Proviant – und viel Wasser – in unseren Rucksäcken los. Die brühmten Katoomba-Falls befinden sich direkt neben unserem Campingplatz und dort beginnen wir unsere Wanderung. Wir müssen kaum 200 m laufen, schon befinden wir uns in einem wunderschönem Wald. Ich würde ihn nicht gerade als Regenwald bezeichnen dafür ist der Waldboden viel zu wenig bewachsen, aber dennoch stehen hier hohe Eukalypthusbäume, kleinere, sogenannte Tealeafsträucher und ganz viele, grosse und kleine, hellgrün leuchtende Farne.
Der Weg ist vor kurzer Zeit renoviert worden und darum auf den ersten paar hundert Metern sehr gut. Wir laufen auf dem neuen Beton- und Holzsteg, der an manchen Stellen direkt an der Oberkante der senkrechten Schluchtwände entlangführt und uns herrliche Tiefblicke über den riesigen Eukalypthuswald unter uns gewährt. Der Katoomba Fall ist eine kleiner Bach, welcher sich von Katoomba zuerst über eine ca. 20 m hohe Felstreppe in ein feuchtes, mit vielen Farnen bewachsenes Zwischental ergiest, um ein paar Meter weiter vorne über die etwa 250 m hohe Felskante hinab in die “Blue-Mountains-Schlucht” zu stürzen.
Wir laufen weiter, vorbei am Echo Point, auf dessen Aussichtsplattform die Besucher um einen Platz kämpfen müssen. Der Grund das es hier so viele Touristen hat ist einfach – es ist einer der wenigen Aussichtsplattformen, bei denen man die berühmten Felsformationen mit dem Namen “Three Sisters” sehen kann und – viel wichtiger – man kann diesen Punkt mit dem Auto, also ohne sich bewegen zu müssen, erreichen. Wir folgen dem Weg, der nun über eine steile Sandsteintreppe nach unten führt. Nachdem wir die Aussichtskanzel mitten in der senkrechten Felswand einer der drei Schwestern, welche man über eine kleine Brücke erreicht, wieder verlassen haben, müssen wir uns über eine extrem steile, in den senkrechten Fels geschlagenen Treppe mit engen Tritten fast 400 Höhenmeter nach unten kämpfen. Nach unserem Pick-Nick, dass wir auf den einfachen Holzbänken geniessen laufen wir die restlichen paar Kilometer durch den grünen, dichten Wald. Wir erreichen schon bald den unteren Teil der Katoomba Falls. Der Wald ist leider so dicht, dass man auch von hier keine Chance hat den gesamten Wasserfall zu sehen. Ein paar hundert Meter weiter können wir auch noch einen Megaeukalypthus bestaunen, dessen Stamm einen Durchmesser von etwa 3 – 4 m besitzt und dann erreichen wir schon unser heutiges Wanderziel. Hier befinden sich Ausstellungsstücke des ehemaligen Kohlebergwerkes. Von diesem ist ausser einer nachgebauten Holzhütte und ein paar alten Kohlewagen, mit welchen man früher die Kohle aus den Minen zur Standseilbahn transportiert hat, nicht mehr viel zu sehen. Interessant ist aber, dass auch hier schon vor über 100 Jahren damit begonnen wurde die Standseilbahn, welche von Katoomba 400 Höhenmeter sehr steil hinab zur Kohlenmine führte an den Wochenenden für touristische Zwecke zu nutzen. Anscheinend hatte es bereits um 1900 genug Menschen , die es sich leisten konnten einfach so aus Vergnügen ein wenig in der Gegend herumzureisen.
Apropos Vergnügen. Wir sind nun an einen Punkt in den Blue Mountains gekommen, welcher ganz dem Tourismus gewidmet ist. Von hier führt die mit 52 Grad Steigung steilste Standseilbahn der Welt hinauf ins fast 400 m höher gelegene Katoomba. Ein paar Meter weiter im Wald befindet sich ausserdem eine Gondelbahstation bei welcher man mit einer schrägen Gondel ebenfalls hinauf zur Scenic World Station von Katoomba gelangt. Und wenn man in diesem Scenic World Komplex ankommt, dann könnte man auch noch mit einer waagrechten Gondelbahn über die hier fast 400 m Schlucht fahren. Unsere Kinder wollen mit der Standseilbahn nach oben. Wir warten bis wir auf der untersten Bank der Bahn Platz bekommen, denn von dort hat man die besten Tiefblicke während man rückwärts hinauf gezogen wird. Der Tiefblick ist wirklich sehr eindrücklich und an der steilsten Stelle angekommen kann auch ich mich eines leichten Kribbelns im Bauch nicht erwehren und hoffe einfach, dass die Seile jetzt nicht reissen.
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Hallo zusammen, geniesst die letzten Tage……….., bleibt weiterhin gesund und bis in bälde in der CH ;-), ihr wisst ja alles gute hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.
Gruss Roland
Hallo down under!
Merci scho jetzt für eui spannende Brichte, mir hei se immer ungeduldig erwartet….
Mir wünsche Euch scho itze e gueti Rückreis und fröie üs, euch wider in Natura z gseh!
Lg us Riggi