Nach dem Kampf gegen einem Guana fahren wir über die Kingsroad zum Mt. Barney
Der Abschied von Billen Cliffs fällt uns nicht leicht. Wir haben alles gepackt, unsere Kleinen haben die, von ihnen bemalten, Steine vor ihren gestern gepflanzten Bäumen abgelegt und geniessen ncoh eine letzte Runde auf dem kleinen Rasenmähertraktor mitzufahren. Dann brechen wir mit unserem Camper auf zum letzten Abschnitt unserer Reise in Australien.
Langsam fahren wir über die zum Teil sehr steilen Schotter- und Betonstrassen von Billen Cliffs, über die Martin Bridge und biegen auf die Strasse in Richtung Cawlongla ab. Im kleinen, gemütlichen und aber zum Verkauf stehenden General-Store von Cawlongla (falls also jemand Lust hat in Australien einen Lebensmittelladen zu übernemen kann er sich melden) mit Restaurant und Postoffice geniessen wir auf der grossen Holzveranda feinen Devonshire Tea. Dabei handelt es sich um frische englische Scones, die mit Schlagrahm und Erdbeerkonfiture zu einer Tasse Schwarztee serviert werden.
Danach fahre wir weiter nach Kyogel. Dort müssen wir uns für die nächsten zwei Tage mit Nahrungsmitteln eindecken. Mit genügend Känguru im Kühlschrank fahren wir anschliessend auf uns unbekannten Strassen in nördlicher Richtung nach Queensland. Schon bald biegen wir auf die kleine Lions-Road ab. Auf dieser engen, kurvigen Strasse überqueren wir nicht nur unzählige, einspurige Holzbrücken, sondern fahren auch durch eine herrlich grüne, sehr üppige Regenwaldlandschaft. Während wir uns immer höher zum sogenannten Gap kämpfen, bemerke ich eine Art Pfeiffen. Ich denke mir, dass dieses Pfeifen von unseren Bremsen kommt und nimm mir vor bei unserem nächsten Halt nachzuschauen um was es sich da handelt. Auf der 1’000 m hohen Passhöhe angekommen, biegen wir zum Lookout ab. Am Parkplatz angekommen steige ich aus und will mich gerade mit unserem Auto auseinander setzen, dabei muss ich aber feststellen, dass dieses Pfeifen auch jetzt noch ertönt obwohl sich unser Camper gar nicht mehr bewegt. Der Grund dafür ist einfach, dieses schrille Gepfeife kommt nicht von unserem Camper, sonder wird von Vögeln verursacht die sich in den hohen Bäumen um uns herum befinden.
Wir setzen uns auf die Holzbänke des schönen Lookout, geniessen die herrliche Aussicht und hoffen darauf, dass während unserem Mittagshalt (gebratenes Hühnchen) einer der ca. 10 Züge die einzige Kehrschleife in Australien befährt, wegen welcher dieser Lookout überhaupt erstellt wurde und den wir von hier oben sehr gut sehen. Aber da wissen wir ja auch noch nicht, dass unsere Pause hier oben gar nicht so lange dauern wird. Kaum haben wir unseren Proviant auf dem Holztisch ausgebreitet, kommt ein etwa 1,5 m langer Guana aus dem Wald geschlichen. Natürlich sind wir im ersten Moment hoch erfreut noch einmal ein solch grosses, wunderschönes Tier zu sehen. Und dieses Gefühl bleibt uns auch erhalten solange dieses Tier sich nicht näher als ca. 10 m von uns entfernt auf der Aussichtsplattform befindet. Aber leider wendet er schon sehr schnell seinen Kopf in unsere Richtung und während seine lange, gespaltene Zunge geschickt über den Boden vor ihm gleitet, nähert er sich sehr zielstrebig – unserem Tisch. Nun ist unsere gute Laune dahin, dem Anblick eines so grossen Guanas, der zielstrebig Kurs auf unser Mittagessen gemacht hat können wir nichts gutes abgewinnen und darum verlassen wir unseren Tisch. Der Guana ist mittlerweile weniger als 3 m von unserem Tisch entfernt. Unseren Rückzug nutzt der Guana blitzschnell für sich aus und läuft schnurstracks unter unseren Tisch auf dem all das feine Essen liegt. Wir haben Tiere ja gerne, aber nun geht es um unser Mittagessen – darum versuchen wir ihn mit Steinen und Ästen zu vertreiben. Aber leider handelt es sich hier um ein Tier, dass anscheinend bereits daran gewöhnt ist, dass es dort wo sich Menschen aufhalten etwas zu fressen gibt und keinerlei Angst mehr hat. Wir intensivieren unseren Steinbewurf und schaffen es ihn etwas von unserem Tisch fortzujagen, holen all unsere Sachen und bringen sie zu einem etwa 30 m entfernten Tisch. Dort können wir zwar – ziemlich gehezt – fertig essen, doch die Nase (resp. Zunge) des Tieres ist so gut, dass es uns nach nicht einmal 10 Minuten bereits wieder geortet hat und zum zweiten Angriff ansetzt. Nun haben wir genug, beenden unser Mittagessen und verlassen diesen Lookout und den Guana.
Die Fahrt über die Grenze nach Queensland führt nicht nur dazu, dass wir unsere Uhren um eine Stunde zurückstellen müssen, sondern auch das wir uns in einer komplet anderen Umgebung befinden. Während die Berghänge auf der Seite von New South Wales mit dichtem, lauten Regenwald bewachsen sind, sind die Berghänge auf der Queenslandseite gerodet. Dort wo Wald seine sollte leuchten saftige Weiden auf denen grosse, muskulöse Rinder sich tummeln. Wir fahren auf der sehr steilen Strasse hinab in Richtung des Mount Barney National Park. Den Mount Barney, einen richtigen Berg mit Felswänden und so, sehen wir schon lange am Horizont. Nach einer längeren Fahrt über kleine Strassen und schlussendlich Feldwege erreichen wir den wunderschön gelegenen Campingplatz der Mt. Barney Lodge. Und das beste ist, wir haben diesen grossen, herrlichen Campingplatz ganz für uns alleine. Auf der riesigen, mit vielen Bäumen bewachsenen Wiese die den Namen “Wallaby Flat” besitzt, stellen wir unseren Camper direkt neben eine Feuerstelle und werden dabei von dutzenden von Wallabies kritisch beobachtet.
Nachdem wir in einem nahe Wasserloch gebadte haben, geniessen wir den Abend an einem gemütlichen Lagerfeuer. Das Brennholz, das wir von der Lodge kaufen konnte ist sehr feucht und so ist es nur dem grossen Einsatz von Babs zu verdanken, dass wir schlussendlich unsere Hamburger doch noch auf der BBQ-Platte über dem Feuer zubereiten können. Wir sitzen gemütlich um das Lagerfeuer, essen unsere Hamburger und schauen gebannt hinauf in den schönen Sternenhimmel – wenn es gerade einmal keine Wolken hat. Als wir bereits im Camper sind um zu schlafen, gehen unsere Kinder noch einmal hinaus auf’s “WC”. Dabei entdecken sie ein Possum, welches gerade unsere Feuerstelle nach etwas essbarem absucht und uns ziemlich entrüstet anschaut, da es nichts finden kann.
Die berühmte Gold Coast ist definitiv nichts für uns
Das schlechte Wetter in Queensland bringt uns dazu, dass wir doch noch einen Abstecher zur berühmten Gold Coast unternehmen. Dort befindet sich das Sea Life, dem man auch bei regnerischem Wetter einen Beuch abstatten kann. Die Autobahn von Brisbane in den Süden ist gut befahren und trotz dem Regen kommen wir recht gut voran. Schon von weitem sehen wir die schlanken, hohen Wolkenkratzer, die direkt am Strand der der Gold Coast stehen und zusammen mit den tieffliegenden, dunklen Wolken und dem vom Wind stark aufgewirbeltem Sand aussehen wie ein Ausschnitt eines Weltuntergangsfilmes. Wir empfinden diesen Anblick ziemlich ätzend. Hier wird einfach überall so richtig geprotzt. Die Strassen sind (zu) breit, die Häuser (zu) gross, die Autos (zu) aufgemotzt mit getönten Scheiben, im Hafen dümpeln riesige, sehr teuer aussehende Segel- und Motorjachten, am Himmel fliegen Helikopter, nur Menschen sieht man keine – wenn sich nicht das Sea Life hier befinden würde, wir würden am nächsten Kreisel umdrehen und wieder nach Brisbane zurückfahren.
Das Sea Life ist so gross, dass wir uns bereits auf der Suche nach einem Parkplatz verfahren. Als wir endlich den richtigen Parkplatz gefunden haben, haut uns der Eintrittspreis von 90 Aus$ (70.- Sfr) für einen Erwachsenen und 70 Aus$ (50.- Sfr) für ein Kind ziemlich aus den Socken. Da es keine Familientickets gibt, würde das für uns einen Eintrittspreis von 240.- Sfr bedeuten! Wir diskutieren mit der freundlichen Australierin an der Kasse und stellen dabei fest, dass auch sie diese Preise als überissen einstuft. Da sich Silvia nicht so gut fühlt beschliessen wir, dass nur Rico und ich den Park besuchen. Als wir wieder bei der netten Australierin an der Kasse stehen meint diese, dass sie uns beide zum Preis von einem Erwachsenen hineinlässt – ganz nach dem Motto “No worries mate” nehmen wir ihr Angebot dankend an und machen uns keine weiteren Gedanken darüber.
In den nächsten vier Stunden besuchen wir das gesamte Gelände und sind etwas enttäuscht. Es gibt aus unserer Sicht viel zu viele Attaktionen aber viel zu wenig Tiere. Aber wenigstens sind die Delphine, Seehunde, Haie, Rochen und Schildkröten in grossen, liebevoll gestalteten Aquarien untergebracht und auch die Delphin-Show, welche zwar sehr amerikanisch aufgebaut ist, begeistert uns, denn was diese Tiere zeigen ist wirklich grossartig.
Auch in Brisbane fühlen wir uns sofort wohl
Wir erfahren, dass wir Brisbane am Besten mit dem öffentlichen Verkehr kennen lernen. Mit dem Busbillet, das zwei Stunden gültig ist und pro Erwachsenen 5.60 Aus$ (4.20 Sfr) kostet, kann man wie beim ZVV nicht nur mit Zug und Bus fahren, sondern auch auf das Schiff – das hier Brisbane Cat genannt wird – umsteigen. So sind wir schon bald auf dem mächtigen Brisbane River unterwegs. Dieser schlängelt sich in vielen Schleifen durch das Zentrum von Brisbane. Die Skyline dieser modernen Stadt zieht langsam an uns vorbei. Während sich im Zentrum hohe, moderne Hochhäuser drängen, sehen wir in den Aussenbezirken viele ältere Industriegebäude, welche zu modernen Wohnungen wurden. Zwischen diesen alten Gebäuden stehen moderne Einfamilienhäuser mit grossen Panoramafenstern und luxuriösen Yachten in den Bootsliegeplätzen, die sich direkt vor diesen Villen befinden. Nach einer gemütlichen, 1,5 h langen Fahrt auf dem Brisbane River kehren wir wieder ins Zentrum zurück und wir nutzen die Gelegenheit um hier auszusteigen und in einem der vielen gemütlichen Pubs uns ein wenig zu stärken.
Mitten in Brisbane spielen wir “Barefoot Bowling”
Das Wetter in Brisbane spielt immer noch verrückt. Blauer Himmel wechselt sich mit grauen Wolken und heftigen Regenschauern ab. Trotzdem wollen wir noch etwas unternehmen. Wir trotzen dem wechselhaften Wetter und können unsere Kinder dazu überreden, dass sie mitkommen um eine für uns neue Sportart kennen zu lernen, das “Barefoot Bowling”. Mit unserer Ankunft in der offenen Bowling- und Crocketanlage senken wir den Altersdurschnitt um einige Jahrzehnte. Vom freundlichen Barkeeper bekommen wir nicht nur die speziellen Kugeln, sondern auch noch feines Bier ausgeschenkt und er erklärt uns wie das Barefoot Bowling überhaupt gespielt wird. Das wichtigste dabei ist, dass wir keine Schuhe anhaben dürfen, da es für den kurzgeschnittenen Rasen spezielle Schuhe braucht. Die Regeln sind ähnlich wie beim Boccia oder Boule. Zuerst schiesst man eine kleine Kugel und danach wirft resp. rollt man seine Kugeln und der, dessen Kugel am Nächsten an der kleinen Kugel ist gewinnt. Bei diesem Bowling sind die Kugeln aber keine richtigen Kugeln, sondern sie sind, wie unsere Erde, an den beiden Polen abgeflacht. Ausserdem befindet sich an einem Pol ein Gewicht, das dazu führt, dass die “Scheibenkugel” einen Drall bekommt und sobald sie Schwung verliert eine Kurve beschreibt, deren Innenseite dort ist wo sich das Gewicht befindet – alles klar?. Ja dann ist das auch schon alles und so spielen wir alle zusammen vergnügt “Barefoot Bowling” mitten in Brisbane und lassen uns auch von den gelegentlich über unser herüberziehenden Regenschauern nicht die Stimmung verderben. Zugegeben wenn wir hinüber zu den älteren Semestern schauen, die auf dem Platz neben uns spielen, dann müssen wir neidlos zugeben, dass deren Kugeln sich alle ganz in der Nähe der kleinen Kugel befinden. Bei unseren Spielen ist das nicht ganz der Fall. Aber wir haben ja für den ganzen Platz bezahlt und können unsere Kugeln dorthin rollen wo wir es wollen – resp. dorthin wo die Dinger halt einfach rollen.