Ganz nach dem Motto: “Es kommt sowieso anders als man denkt…” packen wir am Mittwoch vor Auffahrt unsere Velotaschen mit den notwendigen Sachen, welche wir denken, auf unserer geplanten, viertägigen Velotour von Rolle am Genfersee, immer der Veloroute Nummer 63 “Gros de Vaud – Payerne” folgend, nach Payerne, zu benötigen. Und ob man es glaubt oder nicht, man braucht wirklich ganz wenig für so eine Veloreise. Aus diesem Grund hat unser Gepäck jeweils in zwei Gepäcktaschen pro Person Platz und das sogar für Silvia, die Kleider für die nächsten drei Wochen einpackt…
1. Tag: Mit dem Zug nach Rolle und durch die Rebberge in Richtung Payerne…
Trotz Auffahrt und schönem Wetter wagen wir den Versuch die Fahrt von Bern über Lausanne nach Rolle mit dem IC zu unternehmen. Als wir bei der Einfahrt des IC as mit Velos vollgestopfte Veloabteil erblicken, verlässt uns für kurze Zeit unser gutes Gefühl und wir bedauern es schon fast uns nicht für einen langsameren Zug entschieden zu haben. Aber unsere Zweifel sind ein weiteres Mal völlig unbegründet, denn Bern scheint für die meisten Velotouristen die Endstation zu sein. So warten wir geduldig bis die meisten Velos ausgeladen sind und schon wenige Minuten später sitzen wir in einem Viererabteil und sind in Richtung Genfersee unterwegs. Unsere Velos haben zwar nicht übermässig viel Platz, aber wir konnten sie ohne grössere Probleme einladen.
In Rolle angekommen starten wir auf der Route 63 durch die frisch geschnittenen Rebberge und kämpfen uns über zum Teil sehr steile Strässchen hinauf zu den verwinkelten Ortschaften. Wir haben sogar Glück und finden ein Restaurant mit einem gemütlichen Garten und kräftigen uns dort mit einem feinen Mittagessen bevor es weiter durch die Rebberge geht. Die Aussicht über den Genfersee hinüber zu den frisch verschneiten Alpen ist grossartig und nur der Umstand, dass wir keine Unterkunft finden trübt unsere Reisefreude vorübergehend. Aber als wir uns entschliessen halt nicht auf unserer Planung zu bestehen und einfach dort übernachten wo wir ein Zimmer finden wird alles schon einfacher.
Beim Hotel in welchem wir ein Zimmer findet handelt es sich um ein Seminarhotel in Morges. Obwohl wir zuerst nicht sicher sind was uns dort erwartet – die einzige Auskunft, dass es sich direkt bei der Autobahn befindet hat uns nicht gerade mit Freude erfüllt – sind wir sofort begeistert als wir es zu sehen bekommen. Es ist ein grosses Seminarhotel mit einem grossen, hellen und sehr sauberen Zimmer und von der Autobahn ist nichts zu sehen und vor allem nichts zu hören…;-)
Den Abend verbringen wir im Restaurant des TCS-Camping und anschliessend bei einem Spaziergang entlang dem Genfersee und durch einen Tulpenpark von Morges.
2. Tag: Wir schwenken auf die Route 50 um und fahren nach Yverdon
Mit dem kleinen Zug fahren wir von Morges hinauf auf die Hochebene am Fuss des Jura. Im wunderschönen Städtchen L’Isle setzen wir unsere Velotour auf der Veloroute Nummer 50 “Jurasüdfuss Route” fort. Unsere Blicke schweifen von den noch braunen Wäldern der Jurahöhen über das mit gelben Rapsfeldern übersäte Mittelland bis hin zu den weissen Gipfeln der Alpenkette. Die kleinen Strassen führen uns durch verschlafene, malerische Dörfer, vorbei an grossen Bauernhöfen mit vielen Pferden und durch grüne Wälder und blühende Wiesen. Kurz gesagt es ist ein wahrer Genuss und obwohl wie heute über 40 km weit fahren sind auch Rico und Silvia mit Begeisterung dabei.
Nachdem wir uns das berühmte “Mosaïques romaines d’Orbe-Boscéaz” angeschaut haben und gemäss Rico unser Geld dabei vergeudet haben. Geht es rasant weiter über Orbe hinunter auf die Ebene nach Yverdon. Dort stärken wir uns in der gemütlichen Fussgängerzone und sind dabei erst noch erfolgreich bei der Hotelsuche. Heute finden wir ein Zimmer im Expo-Hotel, das sich inmitten des Industriegebietes von Yverdon und genau neben dem McDonalds befindet.
Für unser Abendessen fahren wir mit dem Bus in die Altstadt von Yverdon und geniessen dort umgeben von alten Gemäuern ein feines Z’nacht. Zurück im Hotelzimmer steigen uns dann die Gerüche der Küchenlüftung des Restaurantes unter uns in die Nase und zudem können wir währed der gesamten Nacht die Geräuschkulisse der Besucher des 7×24 Stunden geöffneten McDonalds geniessen.
3. Tag: Auf der Route 7 entdecken wir das Valle Traverse und fahren nach Neuchatel
Zum Abschluss unserer Auffahrtsvelotour wollen wir es wissen. Die Tour, die wir heute planen ist fast 70 km lang – wir sind gespannt wie das unsere beiden Kleinen meistern. Zuerst fahren wir aber wieder mit dem Zug. Von Yverdon fahren wir steil hinauf nach Ste-Croix. Dort müssen wir uns nur noch knapp 100 Höhenmeter hinauf kämpfen und dann haben wir unseren Ausgangspunkt für die Fahrt durchs Val Traverse hinunter nach Neuchatel erreicht.
Obwohl wir fast 70 km unterwegs sind und dabei fast 600 Höhenmeter zu bewältigen haben, machen Rico und Silvia ohne Probleme mit. So radeln wir heute durch einen wunderschönen, friedlichen, sich im Frühlingskleid befindlichen Jura. Wir picknicken an der friedlichen und klaren Areuse und geniessen ein feines Bier auf einem Markt. Die rasante Fahrt durch die Areuse-Schlucht und die abschliessende, flache Fahrt entlang am Neuenburgersee ins Zentrum von Neuchatel schliessen diesen Tag ab.
Nachdem wir in der Altstadt von Neuenburg ein feines Crepesznacht genossen haben fahren wir hinauf zum Bahnhof von wo wir mit dem Zug zurück nach Lohnstorf fahren wo wir kurz nach 21:30 ankommen. Zum Glück ist es bereits dunkel, denn so können wir die mitgenommenen Velolichter doch noch gebrauchen…;-)