Das sind sie nun, unsere ersten Ferien ohne Kinder….;-) Kaum zu glauben, aber weder Rico noch Silvia wollten auf unsere einwöchige Wanderung im Norden des Kanton Tessin mitkommen.
Tag 1:
Mit dem Zug fahren wir gemütlich über Luzern und über die alte Gotthardstrecke nach Airolo. Dort geht es dann zuerst zu Fuss durch die Wirren des Autobahnwahnsinns, welcher das eigentlich gemütliche Dorf am Fusse des Gotthardpasses, ziemlich verunstaltet hat. Aber wir schaffen es und finden unseren Weg hinüber zur Talstation der Gondelbahn mit welcher wir zu unserem Ausgangspunkt gelangen.
Nun geht es hoch über dem Bedrettotal in Richtung Westen. Durch wunderschöne Wälder, farbige Alpwiesen und vorbei an noch sprudelnden Bergbächen. Bevor wir dann in Richtung Christalina Hütte abbiegen, nutzen wir die Chance um auf einer der Alpen ein feines Stück Käse zu kaufen, dem anschliessend kein sehr langes Leben beschieden ist…
Kurz vor der Christalina Hütte können wir eine Gruppe Jugendlicher beobachten, die sich an einem Bergsee auf etwas über 2000m aufhalten. Wir sind erstaunt zu sehen, dass ein paar mit Badekleidern herumlaufen – nur ein paar Minuten später können wir beobachten, dass sie sich wirklich damit in diesen sehr kalten Bergsee werfen und dort schwimmen.
Auf der modernen Christalina Hütte geniessen wir die herrliche Aussicht auf den Bassadino-Gletscher (der leider keine guten Eindruck macht, da er bereits so früh im Jahr schon völlig schneefrei ist….) und stärken uns mit den lokalen Köstlichkeiten.
Tag 2:
Bei solchem Wetter macht sogar das Aufstehen Spass. Und nach dem feinen z’Morge sind wir schon bald bereit um uns auf die heutige Etappe zu stürzen…
Die heutige Etappe führt uns in einen landschaftlich sehr reizvollen und sehr abgelegenen Teil des Kanton Tessin. Wir wandern vorbei grossen Staumauern hinter welchen sich türkisfarbene Seen stauen. Der Weg wechselt von rot-weiss auf blauf-weiss. Das macht es etwas anstrengender jedoch auch umso reizvoller. Und so läuft uns schon bald, trotz den kühlen Temparaturen, der Schweiss herunter.
Später dann als wir uns wieder auf der Talflanke des Bedretto befinden und unser heutiges Ziel, die futuristisch anmutende Gorno-Griess-Hütte, schon am Horizont erkennen können, wandern wir wieder über grüne Alpwiesen, vorbei an sehr friedlich wirkenden Moorseen und durch schon leicht rot verfärbte Alpenrosenfelder.
Und auch unsere heutige Übernachtungsgelegenheit, die Gorno-Griess Hütte entpuppt sich als ein gemütliches kleines Refugium hoch über dem Nufenenpass.
Tag 3:
Wir werden heute die Schweiz in Richtung Italien verlassen, aber zuerst wird im voll-verglasten Essraum ein kräftespendendes Frühstück verdrückt…;-)
Unberührte Natur….? Na ja, also die Wanderung hinauf zum Gorno Pass ist herrlich und scheinbar unberührt. Doch kaum haben wir den Pass erreicht, wird der Blick frei hinüber auf den Nufenenpass wo sich riesige Windräder im starken Wind drehen. Und es scheint, dass hier in jedem Tag ein Stausee gebaut wurde.
Auf jeden Fall merken wir nur anhand der sich ändernden Wegweiser, dass wir uns nun nicht mehr in der Schweiz befinden. Der Natur sind diese Grenzen so etwas von egal – und das ist doch immer wieder schön zu wissen.
Wir wandern steil in einem grossen U-Tal hinab zu einem weiteren Staussee an dessem Ufer wir unser heutiges Mittagessen geniessen. Danach geht es zwar durch ein viel kleineres Tag dafür aber nicht weniger steilen Weg hinauf zum letzten Pass des Tages.
Nach der Passhöhe können wir bereits die italienische Margarolli Hütte erkennen. Das wir nicht mehr in der Schweiz sind wird uns jetzt klar. Die Hütte sieht eher aus wie ein italienisches Restaurant mit einer entsprechenden Speiseauswahl und da es sogar Aperol-Spritz zu kaufen gibt, frage ich den Wirt ob er mir auch einen Negroni machen kann. Er schaut mich an, sagt dass er zwar nicht alles für einen Negroni hat aber er werde mir etwas zusammenmischen….
Der Apero ist dann wirklich eine Wucht, zum Abendessen gibt es Bier und Wein und zum Schluss werden wir erst von ein paar jungen Italienern zu Grappa eingeladen und anschliessend auch noch vom Wirt…. Vielleicht liegt es da nicht nur an den völlig durchgelegenen, dreistöckigen Kajütenbetten und dem Umstand, dass sich hier 12 Leute einen kleinen Raum mit nur einem 30X30 cm grossen Fenster teilen – das ich heute Nacht nicht so richtig gut geschlafen habe…..
Tag 4:
Ja, ja etwas weniger Alkohol würde sicher gut tun… Aber was solls, es geht weiter. Das Frühstück – auch typisch italienisch – ist schnell hinter uns gebracht und hinterlässt wenigstens durch den feinen Kaffee einen positiven Eindruck.
Wir geniessen noch einmal die einsame, raue und sehr eindrückliche Landschaft und laufen steil hinauf zum einzigen Pass auf unserer heutigen Wanderung. Oben auf der mit grossen Steinblöcken bedecketen Passhöhe gibt es sogar eine Nothütte, aber obwohl sie in einer ziemlich guten Zustand ist, kann ich mir gemütlichere Übernachtungsorte vorstellen, die vor allem etwas weniger feucht sind.
Nach der Passhöhe müssen wir uns entscheiden. Entweder wie geplant über einen weiteren Pass hinüber ins Binntal im Wallis oder dann geradeaus weiter auf die Alpe Devero von wo aus wir mit dem Bus nach Domodossola gelangen würden.
Domodossola…..? Dort gibt es doch Pizza….! Also die Entscheidung ist schnell gefallen und schon bald erreichen wir die Alpe Devero. Leider haben wir aber die Rechnung ohne den Fahrplan des Busses von der Alpe Devero nach Domodossola gemacht. Und so braucht es zwei Restaurantbesuche auf der Alpe Devero bis wir uns dazu entscheiden halt wieder einmal auf das gute alte Autostoppen zu verlassen. Schon bald sehen wir zwei Bergsteiger, welche auf dem Weg zum Parkplatz vor dem Dorf sind. Wir gehen zu ihnen und fragen sie ob sie per Zufall in Richtung Domodossola unterwegs sind. Ok, nicht ganz aber sie nehmen uns mit und bringen uns dann direkt bis zum Bahnhof von Domo wo es ja auch gleich ein paar Pizzerias gibt….;-)