Ja ich hatte mich gefreut endlich einmal die Gelegenheit zu haben und mit dem Voralpenexpress von Luzern über den Sattel ins Toggenburg zu fahren. Eigentlich wäre der Plan gewesen, dass ich zuerst über Thun und den Brünigpass nach Luzern fahre, doch die Wetterprognose machte mir einen Strich durch die Rechnung, zeigte sie doch das einzige Regenfreie Fenster zwischen Wildhaus und dem Berghaus Staubern zwischen 12:00 und 17:00…
Geregnet hat es eigentlich auf der gesamten Fahrt aber es war trotzdem interessant und friedlich. Nur als kurz vor Rapperswil ein paar Schulklassen den Zug stürmten wurde ich wieder ins hektische Leben katapultiert, doch ich konnte den Zug ja in Wattwil verlassen und in den wieder sehr ruhigen Zug umsteigen, der mich ins Toggenburg bringt.
Bei der Ankunft mit dem Poschi in Wildhaus, regnet es noch immer – und erst noch immer stärker… – dann erst mal ab ins Restaurant und eine heisse Ovi trinken. Danach geht es gegen 12:00 immer noch im Regen los. Aber der stört nur in den ersten paar Minuten. Danach geht es schon fast meditativ stätig immer höher ins mit Wolkenfetzen verhangene Hochtal. Vorbei an Alpwirtschaften laufe ich immer höher und begegne schon auf knapp 1’800m.ü.M den ersten Schneefeldern.
Die Sicht vom Mutschensattel hinüber zu meinem Tagesziel dem Kamm vor dem Hohen Kasten ist spektakulär. Nun reisst das Wetter auch auf und ich wandere sogar über zwar ziemlich feuchte, jedoch von der Sonne beschinenen Alpwiesen vorbei an den imposanten Wänden der Chrüzberge steil hinab zur Saxerlücke.
Steil geht es dann wieder hinauf, doch kurz bevor ich den Grat erreiche gerate ich mitten in ein heftiges Gewitter. Mir bleibt nur noch der Weg zurück. Weiter unten warte ich dann das Gröbste ab und mache ich ca. 30 Min später wieder auf den Weg zur Stauberen.
Es hat sich gelohnt zu warten, denn hinter dem Gewitter herrscht wieder Sonne pur und so komme ich zwar etwas feucht aber begeistert vom heutigen Tag an meiner heutigen Übernachtungsstätte an.
Und wenn ihr euch nun fragt was dieser Briefkasten dort weit oben in den Felsen zu suchen hat – dann findet ihr hier die Antwort dazu:
Appenzeller Bergwirt setzt humorvolle Protestnote gegen Bern:
Die Post will den Briefkasten auf dem Appenzeller Berg ‘Staubern’ entfernen,
da der Unterhalt des Kasten nicht mehr rentiert.
Der Bergwirt widersetzt sich dieser Forderung.
Er hat den Briefkasten kurzerhand an eine Felswand in luftiger Höhe gehängt.
Unerreichbar für den Beamten der Post, der den Briefkasten abmontieren soll.
Quelle: Audio-Beitrag von Radio SRF 1 / Regionaljoural Ostschweiz / 01.09.09
Bei diesem Wetter – und einer geplanten Tour von über 8h – steht man gerne etwas früher auf und verzichtet sogar auf das im Preis inbegriffene Frühstück.
Die Wanderung über den schmalen Grat hinüber zum Hohen Kasten ist einfach fantastisch. Die aufgehende Sonne beleuchtet die vom Rheintal heraufziehenden Wolkenfetzen und bilden zusammen mit der umwerfenden Weitsicht und den vielen blühenden Blumen am Wegrand einen wunderschönen Rahmen für diese einsame Wanderung zur frühen Morgenstunde.
Erst als die Gondelbahn zum Hohen Kasten hoch über meinem Kopf in Richtung Bergstation schwebt fühle ich mich wieder in der realen Welt. Kaum nachdem ich den massigen Block des Hohen Kasten hinter mir gelassen habe, führt mein Weg vorbei an grossen Kuhalpen und sogar einer Grossbaustelle auf dem Gipfel des Kamor.
Nichts wie weg, doch schon bald bin ich wieder alleine – wenn man von den hunderten von Kühen mal absieht – und suche meinen Weg über völlig versumpfte Alpwiesen. Bald laufe ich wie auf Wolken durch herrliche Moorgebiete, dichte Wälder und saftige Wiesen die von eindrücklichen Trockensteinmauern durchzogen sind.
Gerade rechtzeitig zum Mittagessen erreiche ich Gais und dort gönne ich mir eine feine Appenzeller Siedwurst mit Chäshörnli und Apfelmus – köstlich…;-)
Nun geht es steil aber nur kurz hinauf zu meiner heutigen Übernachtungsstätte dem Gasthaus auf dem Oberen Gäbris. Dort warten nicht nur nette Wirtsleute, megabequeme Liegestühle und ein sehr gemütliches Zimmer auf mich, es gibt auch feinen Most und Bier.
Das Wetter wechselt nach meiner Ankuft. Die Sonne verschwindet und dann fegt ein Gewittersturm mit heftigem Regen über uns hinweg. Die Wirtin meint nur: dieses Haus steht seit über 150 Jahren hier oben, wurde noch nie vom Blitz getroffen und auch nicht weggeweht, also ich soll mir keine Sorgen machen.
Ach übrigens hier oben gibt es jeweils nur ein Abendessen – ich bin ja auch der einzige Gast – das Menu: Appenzeller Siedwurst mit Chäshörnli und Apfelmusse Guete…..;-)
Ok, wenigstens regnet es am Morgen nicht mehr. Es pfeifft nur noch ein heftiger Wind um das Haus und die Sichtweite beträgt sicher nicht mehr als 20m
So lasse ich mir einfach ein bisschen mehr Zeit und das ist auch gut so, denn das Frühstück das man mir zubereitet hat ist einfach phänomenal.
Phänomenal wird dann auch heute das Wetter. Schon bald wandere ich wieder durch sonnendurchflutete Wälder und Wiesen. Aber irgendwie scheinen die Appenzeller diese Schönheit der Natur gar nicht so richtig zu geniessen, denn die meisten die ich auf meinem Weg treffe schauen mich entweder ziemlich mürrisch an oder drehen sich ganz weg – die die meinen Gruss erwiedern kann man an einer Hand abzählen.
Da es genau um 12:00 beginnt zu regnen, flüchte ich mich in Heiden in ein Restaurant. Kaum übertrete ich die Schwelle zum Gastraum befinde ich mich in einem anderen Jahrhundert. Es sitzen nicht viele Personen hier aber geredet wird noch weniger. Man nickt mir zu und ich bekomme die Speisekarte. Urschweizerischer geht es fast nicht mehr, also bestellt ich ein Schnitzel Pommes-Frites zu einem Preis, den ich aus meiner Jugend noch kenne.
Das Essen ist fein und reichlich und so bin ich schon bald wieder unterwegs in Richtung Haus Tao.
Bevor ich in das sehr gemütlich wirkende Haus eintrete, mache ich noch eine letzte Rast und telefoniere nach Hause, denn wenn ich mal im Haus bin, dann wird das Telefon abgestellt!
Nun befinde ich mich also im Haus Tao wo ich bis am Sonntag meine Zeit mit meditieren verbringen werde. Ach ja schweigen tue ich dann auch….
Seit gestern Abend wird nun geschwiegen. So kenne ich nur knapp die anderen Teilnehmer bei ihrem Namen aber für mehr Informationsaustausch hat die Zeit einfach nicht gereicht. Ich bin in der Küchenmannschaft eingeteilt und helfe zusammen mit zwei anderen beim kochen. Es geht einfach nicht über einen Platz in der Küchenmanschaft, es ist einfach der beste Platz den man sich vorstellen kann.
Während dem rüsten des Gemüse wird nicht nur geschwiegen, doch es wird nur über die Tätigkeit an der man ist gesprochen sonst nichts. So finde ich schon schnell in den Tagesrythmus von der sich folgendenen Meditationssitzungen, Arbeitsmeditationen und dem gemeinsamen, stillen Essen.
Am Abend gibt es dann eine Unterweisung, hier bekommen wir einiges zum Buddismus und den Grundsätzen des Haus Tao zu hören. Ja unsere Lehrerin muss da nicht schweigen und natürlich kann hier auch gefragt werden. Einfach immer Themenbezogen und nichts zwischenmenschliches.
So liege ich dann schon bald zusammen mit einem anderen Teilnehmer von dem ich nicht einmal den Namen weiss in meinem gemütlichen Zimmer und bin auch schon bald eingeschlafen.
Und auch der nächste Tag verläuft genau gleich wie der gestrige. Doch während ich gestern schon nach 10 – 15 Minuten nicht mehr gewusst habe wie ich auf diesem kleinen Sitzkissen meditieren soll ohne das Gefühl zu haben, dass mir meine Beine absterben, geht es heute schon massiv besser. Das liegt zum Einen daran, dass es auch noch andere Sitzgelegenheiten gibt die ich ausprobiere (nur einen Stuhl nehme ich nicht da bin ich zu stolz und hinliegen tue ich auch nicht, denn dann schlafe ich ein….) und dann hatten wir gestern in der Unterweisung auch ein paar gute Gedankenansätze wie zum Beispiel: Wieso sollst du deine Sitzposition ändern nur wenn dir deine Beine weh tun? Nehmen deine Beine den einen bleibenden Schaden? Wenn nicht, bleibe so sitzen und besinne dich auf deine Meditation, dann vergisst du deine schmerzenden Beine ganz einfach….;-)
Je länger der Zen-Kurs dauert ums besser gefällt es mir hier. Sicher spielt da auch das schöne Wetter mit eine Rolle, denn nach den Meditationen kann man einfach etwas die Seele baumeln lassen in dem wunderschön angelegten Garten. Und am kleinen Teich kann ich nicht nur wunderschöne Seerosen bestaunen sondern kann beobachten wie Libellenlarven an den Wasserpflanzen aus dem Wasser klettern, sich ganz oben an den Gräsern festhalten und danach in ca. 2-4 Stunden aus der Larve in eine ca. 3 – 4 mal grössere Libelle verwandeln. Einer Libelle konnte ich sogar bei ihrem Jungfernflug zuschauen. Sie lässt einfach ihre Larve los und schwebt zielsicher davon, als ob sie schon das gesamte Leben in der Luft verbracht hat.
Viel zu schnell kommt der Sonntag und schon bald sitzen wir alle am Mittagstisch und lernen uns kennen. Ja es ist ein komisches Gefühl, wenn man zuerst ein paar Tage mit jemandem zusammen ist und erst dann die Möglichkeit hat die Fragen zu stellen, welche einem in den letzten Tagen durch den Kopf gegangen sind wenn man eine Person gesehen hat.
Schon bald sitze ich im Zug und fahre nach Wetzikon wo meine Familie schon auf mich wartet und gemeinsam verbringen wir einen gemütlichen Nachmittag und feiern den Geburtstag von Grosspape.