Mit der Transsib weiter bis zum Pazifik

Das Fahren mit der Transsib ist einfach eine wunderschöne Art des Reisens. Wir schlafen auch dieses Mal wieder sehr gut. Und obwohl die Bahnstrecke nun kurviger und das Gleisbett in einem schlechteren Zustand ist und wir ziemlich durchgeschüttelt werden wachen wir immer erst auf wenn die Sonne bereits am Himmel steht. Wir befinden uns nun in der Taiga. Birken gibt es immer noch aber sie werden immer häufiger von Lerchen oder anderen Nadelbäumen abgelöst. Unser Zug fährt über endlos erscheinende Steppen auf denen die Pflanzen nur ca. 1m hoch sind. Die grösseren Städte werden immer seltener und wenn es eine hat sind viele Industrieanlagen am Verfallen, die Wohnblöcke in einem schlechten Zustand und die Strassen meistens nicht geteert und von Schlaglöchern übersäht. Die kleinen Ortschaften mit ihren sibierischen Holzhäusern dagegen haben sich nicht gross verändert.
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Sibirisches Dorf mit einem farbenfrohen Friedhof

Sibirisches Dorf mit einem farbenfrohen Friedhof


Die Kirchen sind meist die schönsten und farbenprächtigsten Gebäude der grösseren Ortschaften

Die Kirchen sind meist die schönsten und farbenprächtigsten Gebäude der grösseren Ortschaften


Feldarbeit

Feldarbeit


Waldarbeit

Waldarbeit


und das wollen wir gar nicht so genau wissen...

und das wollen wir gar nicht so genau wissen…

Und während wir mit dem Zug immer weiter in Richtung Osten fahren und wir uns damit dem Pazifik immer mehr nähern, geniessen wir diese Tage gemeinsam in unserem Abteil. Es gibt immer etwas zu tun. Wir schlafen, essen, spielen, arbeiten oder sitzen und schauen zum Fenter hinaus. Es ist interessant zu erleben, wie sich unsere Kinder mit den kleinesten Dingen beschäftigen können und welche Spiele sie erfinden. Natürlich fragen sie immer wieder ob sie noch etwas auf den Tablets spielen können. Doch da sie auf diesen Geräten ihre Aufgaben machen müssen und es nur zwei 220V Steckdosen in einem Wagen gibt wo man die Geräte wieder aufladen kann und sich diese Steckdosen erst noch auf dem Gang und nicht in unsere Kabine befinden ist die Tablet-Spielzeit zeitlich sehr eingeschränkt.
Auch die längeren Halte an den Bahnhöfen werden von uns allen freudig erwartet, haben wir dann doch die Gelegenheit unsere Beine kurz zu vertreten und unsere Lungen wieder mit frischer Luft zu füllen. Denn es gibt in den Zügen kein Fenster das geöffnet werden kann. Deshalb ist es auch schwierig zu fotografieren, denn man muss sich erst ein sauberes Fenster suchen und zudem aufpassen, dass der Autofocus nicht nur die Wassertropfen an der Scheibe scharfstellt…

Es tut gut ein bis zweimal am Tag ein bisschen frische Luft zu schnappen

Es tut gut ein bis zweimal am Tag ein bisschen frische Luft zu schnappen


Manchmal können wir uns auch etwas weiter vom Zug entfernen

Manchmal können wir uns auch etwas weiter vom Zug entfernen


bis hinaus auf den Bahnhofplatz - wir müssen einfach rechtzeitig zur Zugsabfahrt wieder zurück sein...

bis hinaus auf den Bahnhofplatz – wir müssen einfach rechtzeitig zur Zugsabfahrt wieder zurück sein…


Kurz nach Chita bekommen wir von unseren Abteilnachbarn – vier waschechten Russen, die entweder essen, schlafen oder Vodka trinken – eine sibirische Spezialität zum Probieren angeboten. Es handelt sich dabei um ein Stück reinen, schneeweissen Speck. Ich esse das Stück zwar aber muss mich ganz fest zusammennehmen um ihn auch wirklich zu schlucken. Dazwischen schaffe ich es dann auch noch dem Russen mitzuteilen, dass ich es gut finde, lehne aber das Angebot, den Speck nun mit Vodka hinunterzuspühlen dankend ab, da ich die letzten Tage in der Transsib noch mit einem klaren Verstand geniessen möchte…
Und so geniessen wir lieber ganz unter uns unser vom Markt in Irkutsk mitgebrachtes Essen in unserem Abteil, welches aus Brot, diversen Salaten, Wurst, Käse und natürlich süss-sauer eingelegten Gurken besteht. Es ist somit auch ein echt russisches Essen – einfach der Vodka fehlt.

An unserem letzten Morgen kurz vor 08:00 (was eigentlich kurz vor 07:00 ist da wir schon wieder in eine neue Zeitzone vordringen und unsere Uhren vorstellen müssen) kommen wir in Chabarovsk an, der Perron ist feucht und es regnet sogar leicht. Auch hier in Chabarovsk gibt es auf dem Perron leider nichts zu kaufen und so frage ich unserer Provodniza wo sich das nächste Magasin befindet. Sie weisst mir den Weg. Gleich neben dem eindrücklichen Bahnhofgebäude befindet sich ein kleiner Laden in welchem ich ein paar Jogurth und diverse Getränke kaufen kann und ich sicher bin, dass ich vor der Abfahrt unseres Zuges wieder zurück bin.
Eigentlich hätte ich auf meinen Einkauf in Chabarovsk verzichten können, denn schon beim nächsten Halt stehen wieder viele Russen auf dem Perron, die ihre eigenen Produkte an die Zugsreisenden verkaufen. Es handelt es sich vor allem um geräucherten Fisch und Kaviar (vom Lachs – wir erkennen den an seiner roten Farbe, ausserdem sind die Fischeier grösser als beim echten Kaviar vom Stör). Zudem entdecken wir kurz vor der Abfahrt unseres Zuges eine ältere Frau, die selber gemachte Dessert anbietet. Von ihr kaufen wir einen feinen, tiramisou-ähnlichen Dessert (einfach ohne Mascarpone aber mit einem mega-luftigen Kuchenstück unter der Rahm-Schoggi-Sauce), der nicht lange in unserem Abteil überlebt.

Das Bahnhofgebäude von Chabarovsk

Das Bahnhofgebäude von Chabarovsk


Endlich gibt es auf dem Perron wieder etwas zu kaufen

Endlich gibt es auf dem Perron wieder etwas zu kaufen


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Bei diesem Anblick können wir einfach nicht wiederstehen

Bei diesem Anblick können wir einfach nicht wiederstehen

Wir benötigen fast 1.5 Stunden um all unsere Sachen wieder an den richtigen Ort in den unseren Rucksäcken zu verstauen. Aber da wir rechtzeitig damit angefangen haben, bleibt uns genug Zeit die spektakuläre Ankunft in Vladivostck mitzuverfolgen. Schon in den Aussenbezirken, die wir fast eine Stunde vor unserer Ankunft erreichen sehen wir anhand der beleuchteten Fenster riesige Wohnüberbauungen. Dann kommen immer mehr gut beleuchtete Strassen hinzu. Später fahren wir in einem Bahnhof an langen Militärzügen vorbei. Auf den Zügen sind Panzer, Lastwagen und ander Miltitärfahrzeuge bereits verladen. Ausserdem können wir viele Soldaten sehen, die mit dem Verladen von weiteren Fahrzeugen beschäftigt sind, in Reih und Glied marschieren oder einfach rumsitzen und warten.
Es ist bereits dunkel und deshalb müssen wir unsere Nasen an den Scheiben plattdrücken damit wir unseren ersten Blick auf den Pazifik erhaschen können. Aber wir schaffen auch das – wie ein schwarzer Spiegel liegt er da, der Pazifik.

Etwa 15 Minuten vor unserer Ankunft kleben wir buchstäblich an den Fenstern. Abertausende von Autos stehen in den mehrspurigen Autobahnen im Stau, überall erheben sich riesige, zum Teil an ihren Konturen beleuchtete Hochhäuser. Vladivostock selber ist sehr hügelig und so ändert sich unser Blick auf diese riesige, leuchtende Stadt ständig. Nicht nur unsere Kinder rasen ständig zwisch dem linken und dem rechten Wagonfenster hin und her um ja nichts zu verpassen – auch wir sind begeistert von dieser Ankunft.
Pünktlich auf die Minute erreichen wir den Bahnhof von Vladivostock. Wir haben es geschafft, in etwas mehr als 9 Tagen sind wir mit der Eisenbahn über 10’000km weit aus dem Gürbetal bis an das Ufer des Pazifik gefahren und es hat uns allen grossen Spass gemacht.
Kaum hat der Zug gehalten, verabschieden wir uns von unseren Provodnizas und stehen auf dem Perron vor dem wunderschön renovierten und hell beleuchteten Bahnhofsgebäude und sind gespannt was uns hier erwartet.

Ankunft in Vladivostock

Ankunft in Vladivostock



Photos (018P, 017P)

Zusammenfassend können wir sagen, dass eine Fahrt mit der Transsib auch als Familie mit Kindern ein einmaliges und wunderschönes Erlebnis ist. Die Stunden resp. Tage fliegen nur so dahin. Unseren Kindern war es während der gesamten Zeit nie langweilig und Russland bietet auch für Kinder viel Interessantes. Sicher hätte es sich gelohnt noch ein oder zwei Unterbrechungen einzubauen und andere Teile von Russland besser kennenzulernen. Aber das sollte man besser im Juli oder August machen und man muss sich dazu viel Zeit lassen, denn Russland ist gross und die Infrastruktur nicht wie bei uns. Die Russen welche wir auf unserer Reise kennengelernt haben waren – bis auf den alten Mann im Markt von Irkutsk – alle freundlich und hilfsbereit.

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