In Jeongdongjin machen wir uns mit Süd Korea vertraut

Damit wir uns in Süd-Korea gut einleben können, haben wir uns entschlossen ein paar Tage im kleinen, etwas verschlafenen Touristenort Jeongdongjin zu verbringen. Dieser Ort befindet sich an der Ostküste etwa auf Höhe von Seol. Und während unseren vier Tagen, die wir hier verbringen entdecken wir bereits viele Dinge, die für uns neu sind.

Der grösste Unterschied neben der Sprache ist sicher die Schrift. Auf den ersten Blick sieht die koreanische Schrift wie die chinesische aus. Doch das ist absolut nicht der Fall, denn die koreanische Schrift ist aus Buchstaben zusammengesetzt, welche pro Zeichen zu einer Silbe zusammengefasst sind. Tönt doch völlig einfach oder? Auf jeden Fall ist es so, dass ich auch nach drei Wochen in Korea noch immer sehr ratlos vor diesen Zeichenketten stehe. Babs hingegen liest uns bereits einige Silben vor. Das ist vor allem im Restaurant hilfreich, da wir es dort meistens mit den selben Begriffen zu tun haben.

Wir sind sehr froh, dass vieles nicht nur in koreanischer Schrift angeschrieben ist

Wir sind sehr froh, dass vieles nicht nur in koreanischer Schrift angeschrieben ist

Auch in unseren Unterkünften gibt es viele Dinge, die uns ungewohnt sind. So müssen wir unsere Schuhe gleich hinter der Zimmertür ausziehen. Im Zimmer laufen wir entweder in Socken oder barfuss herum.
Im Badezimmer stehen Plastiklatschen zur Verfügung. Diese benötigt man, damit die Füsse oder Socken nicht nass werden. Und nass werden können sie, da man hier keine eigenen Duschkabinen kennt. Der Duschschlauch ist direkt am Wasserhahnen des Lavabo befestigt und die Brause einfach irgendwo an der Wand daneben. Und dann stellt man sich mitten ins Badezimmer und duscht sich und alles was sich sonst noch im Badezimmer befindet, da es auch keine Duschvorhänge hat. Damit sich das Badezimmer nicht mit Wasser füllt, befindet sich ein Abfluss mitten im Badezimmer, denn irgendwo muss das Wasser ablaufen.
Es gibt zwar keine Duschkabine, dafür steht in einem koreanischen Bad jeweils eine grosse Flasche Duschmittel resp. Haarshampoo und für die Zahnpflege eine Tube Zahnpasta und ab und zu sogar Wegwerfzahnbürsten.
Die Duschtücher sind für unsere Verhältnisse eher klein, haben sie doch lediglich die Grösse von Geschirrabrockentüchern. Aber ob man es glaubt oder nicht, wir werden trotzdem trocken.

In Russland haben wir noch über diesen Hinweis im Badezimmer gelächelt, doch...

In Russland haben wir noch über diesen Hinweis im Badezimmer gelächelt, doch…


...der Hinweis macht Sinn wenn man ein koreanisches Bad kennt, denn hier duscht man sich auf dem Badezimmerboden.

…der Hinweis macht Sinn wenn man ein koreanisches Bad kennt, denn hier duscht man sich auf dem Badezimmerboden.


Ein eigentliches Frühstück gibt es in unserem Hotel nicht. Dafür stehen in der hellen Lobby diverse Toaster herum. Dazu hat es Plastikbehälter mit Toastbrot und Erdbeerkonfitüre. Ausserdem stehen Tassen, Kaffeepulver, Milch und heisses und kaltes Wasser zur Verfügung. Und so können wir uns unser Frühstück aus diesen Dingen selber zusammenstellen. Da die Koreaner keine Messer zum Essen verwenden, wird die Konfitüre einfach mit dem Löffel auf dem Toastbrot verstrichen.
An einem Morgen als Babs und ich uns gerade einen Kaffee zubereiten kommt ein Mitarbeiter des Guesthouses auf uns zu und fragt uns ob wir Lust auf ein echtes koreanisches Frühstück hätten. Natürlich haben wir das – und die Kinder sind ja im Zimmer am Aufgaben machen. Wir werden in ein Hinterzimmer geführt und dort sitzt die gesamte Familie, es sind 7 Personen, an einem Tisch und essen ein aus unserer Sicht sehr aufwändiges Frühstück. Es besteht aus einer Tofu-Suppe, dann Reis, gebratenem Fisch und noch ca. 8 – 10 anderen kleinen Schüsseln mit geschnittenem Gemüse, eingelegtem Knoblauch und diversen anderen Sachen.
Die Suppe schmeckt wirklich sehr gut, vor allem wenn wir sie mit der Würzmischung aus Sojasosse, Knoblauch, Pfefferschoten und feinen Gemüsestreifen verfeinern. So sitzen wir gemütlich an dem Tisch unserer Gastgeber, erzählen ein wenig von uns und fragen nach Sachen, die wir in Korea sehen müssen und geniessen die Gastfreundschaft und das gute Essen.

Unser gemeinsames Frühstück mit der Besitzerfamilie unseres Guesthouses

Unser gemeinsames Frühstück mit der Besitzerfamilie unseres Guesthouses

Wo man in Korea auch hingeht, um Wasser muss man sich keine Sorgen machen. Wasser steht einfach fast überall kostenlos zur Verfügung. So stehen Wasserspender mit kaltem und heissem Wasser in allen öffentlichen Gebäuden, in jedem Laden und auch in Museen oder Restaurants. Überhaupt wird in Korea zum Essen fast nur Wasser getrunken und das steht kostenlos zur Verfügung. Während Wasser und Gläser bei einigen Restaurants von der Servierperson gebracht wird, muss dies in anderen Restaurants vom Gast gemacht werden. Dort befinden sich die Wassergläser in Sterilisationsschränken gleich neben den Wasserspendern.

Da wir uns an der Küste befinden, liegt es für Rico und Silvia auf der Hand, dass wir Fisch essen gehen. Auf unserem Erkundungsgang durch die Stadt haben sie ein Restaurant gesehen vor welchem grosse Aquarien mit diversen Fischen und anderem Meeresgetier aufgestellt sind. Und nun wollen sie genau dort hin. Dort angekommen, müssen wir feststellen, dass wir auch mit der englischen Speisekarte absolut keine Ahnung haben was wir bestellen müssen. Zudem sind die Preise bei einigen Speisen ziemlich hoch. Dort stehen zum Teil Preise von 250’000 Wong – das sind fast 200.- Sfr!
Wir wollen ja nicht gleich am ersten Abend unser gesamtes Ferienbudget ausgeben. Darum verlassen wir das Restaurant wieder. In einem anderen Restaurant sitzen viele Gäste und unter ihnen auch Familien mit kleinen Kindern. Darum denken wir, dass auch wir uns leisten können hier zu essen.
Die Schuhe ziehen wir bereits am Eigang ab und stellen unsere Schuhe in die dafür vorgesehenen Schuhgestelle. Dann setzen wir uns an eines der niedrigen Tische (in diesem Restaurant gibt es nur koreanische Tischchen, die ca. 25cm hoch sind und vor denen man sich auf auf dünnen, rechteckigen Kissen auf den Boden setzt). Die Bedienung ist sehr freundlich und versucht uns zu erklären was es hier gibt, doch wir verstehen einfach nichts. Darum zeigen wir einfach auf eine andere Familie und versuchen damit zu sagen, dass wir das gleiche wie diese Familie möchten. Hurra wir schaffen es und schon bald werden ganz viele Schüsseln vor uns auf den Tisch gestellt. Ausserdem kommt noch eine Art flacher Mongolentopf auf den Tisch und dann beginnen wir die dicken Speckstreifen darauf zu braten. Es folgen Knoblauchzehen, Steinpilzscheiben und Zwiebeln. Nachdem der Speck mit einer Schere in Mund- (resp. Stäbchen-) gerechte Stücke verschnitten wurde, legen wir die Stücke die wir essen wollen auf ein Salatblatt und ergänzen das mit den Inhalten der vielen kleinen Schüsselchen, welche auf unserem Tisch stehen. Und das wird dann gegessen.
Diese Art von Essen scheint weit verbreitet zu sein. Manchmal werden die Zutaten (Fisch, Fleisch, Pilze oder Gemüse) gebraten, machmal direkt am Tisch auf einem Holzkohlegrill grilliert oder dann in einem Topf in einer Suppe am Tisch gekocht. Aber eines haben diese Gerichte gemeinsam, sie schmecken jedes Mal sehr gut – solange wir die Sachen selber würzen können. Denn sobald wir versuchen etwas zu essen, dass koreanisch scharf zubereitet ist, dann bekommen wir nach 30sek einen roten Kopf, Tränen laufen uns aus den Augen und wir wollen nur noch eines, mit irgendetwas das Feuer in unserem Hals löschen – die Koreaner lieben es unwahrscheinlich scharf zu essen.
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Um die Umgebung von Jeongdongjin kennenzulernen spazieren wir an einem kleinen Bach entlang zu den Reisfeldern, welche wir von unsem Hotelzimmer aus in Richtung Landesinnere sehen. Auf diesem Weg kommen wir wieder an einem “Spielplatz für Grosse” vorbei. So nennen wir diese Anlagen, die überall zu sehen sind. Es handelt sich um diverse Fitnessgeräte, die sich in kleinen Parks befinden und zur freien Verfügung stehen. Natürlich müssen wir diese Geräte ausprobieren – und wir wissen nun, die Dinger haben es in sich. Bei einem muss man sich auf den Rücken legen und mit den Füssen einhängen. Danach lässt man sich langsam gegen hinten kippen bis man Kopfüber dort hängt – keine Ahnung für was das gut sein soll….

Auf dem Weg zu den Reisfeldern entdecken wir unsere ersten Gottesanbeterinnen. Sie sind ca. 10 – 15 cm lang und sitzen einfach auf der Strasse. Wir müssen wirklich aufpassen, dass wir die Dingerchen nicht zertreten.
Der Reis auf den Feldern ist bereit für die Ernte und so laufen wir an abgeernteten Feldern und an solchen wo der Reis noch steht vorbei. Da wir auf einem Feld Menschen am Arbeiten sehen gehen wir dorthin. Mit einem Zwergen-Mähdrescher (knapp 2m breit etwa 3m lang und nicht ganz 2m hoch) sind vier Männer dabei ein Feld abzuernten. Ok, ein Mann sitzt auf dem Mähdrescher, einer läuft am Feldrand herum und fängt Heuschrecken, die er in ein grosses Glas steckt – wahrscheinlich bilden diese eine Beilage bei einem seiner nächsten Nachtessen -, einer sitzt einfach am Feldrand und hat Essen um sich aufgestellt und der Vierte irrt ohne erkennbare Aufgabe vom Mähdrescher zu div. in der Nähe parkierten Autos.
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Auf dem Weg zurück kommen wir an kleinen Einfamilienhäusern vorbei. Diese sind meist einstöckig gebaut, besitzen eine Terasse, die ums Haus führt und ein geschwungenes Dach bei welchem die grössten Dachziegel mit geschwungenen, chiniesischen Schriftzeichen geschmückt sind. Vor den Häusern befinden sich auch noch an den kleinsten Plätzen verwinkelte Gärten in denen vor allem ganz viel Chili angebaut wird.
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Und so sieht es hinter den Häusern aus

Und so sieht es hinter den Häusern aus

Wir verbringen viel Zeit am grossen Sandstrand. Die Wellen sind mächtig und das Wasser erstaunlich kalt und so verwundert es uns auch nicht, dass wir niemanden sehen können der im Meer schwimmen geht. Was uns aber erstaunt ist wie die Koreaner, die am Strand sind angezogen sind und wir fragen uns was diese Menschen anziehen wenn es Winter ist. Die meisten haben Outdoorbekleidung inklusive einer dicken Jacke an und das bei Temperaturen von fast 25 Grad. Kurze Hosen sehen wir nur bei kleinen Kindern oder Jugendlichen und auch die Arme sind bedeckt. Und auch die Köpfe sind zum Teil mit grossen, Turbanänlichen Gebilden bedeckt. Es scheint uns, dass die Koreaner ihre Haut vor der Sonne schützen wollen koste es was es wolle – und das sogar beim Sonnenbaden.
Obwohl niemand am Baden ist, sind viele Menschen am Strand. Die meisten spazieren einfach am Strand entlang. Natürlich geht das nicht ohne “Selfie-Stick”. Es ist ein Volkssport sich oder seine Kollegen mit dem Smartphone in den unmöglichsten Positionen zu fotografieren. Lustig für uns ist es immer dann gewesen, wenn die Koreaner vor lauter Photografieren nicht mehr auf die Wellen geachtet haben. Immer wieder einmal kommt so eine richtig hohe und dann ist jeweils das Gekreische riesengross wenn sich die Gruppe plötzlich mit ihren Turnschuhen und langen Hosen knietief im Wasser befindet….
Und dann gibt es auch noch die, welche erst mit Hilfe von Verbrennungsmotoren ihren Spass am Strand finden. Für sie gibt es Mini-Quads zu mieten, mit welchen sie zwischen den spazierenden Menschen am Strand herumkurven oder dann fahren Jet-Boote mit hohen Geschwindigkeiten über die Wellen und zum Schluss sogar direkt auf den Strand.

An der Kleidung merkt man nicht, dass es hier über 25 Grad ist

An der Kleidung merkt man nicht, dass es hier über 25 Grad ist


Ein Backstein als Kopfkissen und dick eingepackt - so geh Sonnenbaden auf koreanisch

Ein Backstein als Kopfkissen und dick eingepackt – so geh Sonnenbaden auf koreanisch


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Mit dem Quad geht es auf dem Strand mitten durch die Spaziergänger

Mit dem Quad geht es auf dem Strand mitten durch die Spaziergänger


und mit dem Jet-Boat zuerst über die Wellen...

Und mit dem Jet-Boat zuerst über die Wellen…


und ohne Halt direkt bis auf den Strand

und ohne Halt direkt bis auf den Strand


Natürlich gibt es auch hier in Jeongdongjin einen chinesischen Pavillion. Dieser steht auf einem bewaldeten Hügel mitten im Stadtzentrum. Es ist aber gar nicht so leicht für uns den Weg dazu zu finden. Wir müssen einmal fast um den ganzen Berg laufen bis wir den kleinen, überwachsenen, steilen Weg finden, der durch einen Dichten Pinienwald steil nach oben zum Pavillion führt. Von dort oben geniessen wir einen wunderschönen Blick auf die Stadt, den Strand und das bewaldete Hinterland. Und hier oben hört man ausser der Meeresbrandung und dem Wind der durch die Bäume weht nichts vom lauten Treiben unter uns.
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2 Kommentare zu “In Jeongdongjin machen wir uns mit Süd Korea vertraut

  1. Roland

    Hallo Zusammen, schon erstaunlich das du muehe mit der Koreanischen Schrift hast, haben wir doch in unserem Arbeitsumfeld auch Begriffe mit zusammengestzten Buchstaben und das greneriert oder steht sehr oft fuer ganze Saetze oder Abhandlungen. Du scheinst es jedenfalls nicht zu vermissen und das ist gut so.
    Solche Duschen gibt es sogar hier in Europa?
    Gegen das scharfe Essen hilft eigentlich nur Naturejughurt, das kennen wir aus der Indischen Kueche und manchmal hilft es uns auch wenn wir auf Besuch bei unseren
    Asiatischen Freunden Sind. ??
    Viel Spass weiterhin und bis zum naechsten Blog, die Toesstaler

  2. Andropowitsch

    Holdriooooooo

    seeeehr schöne Fotos….interessante Orte…ich wünsche euch viel Spass und geniesst die Reise!! cheerio

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