Mit dem Bus fahren wir weiter nach Sokcho
Heute wollen wir der Küste entlang weiter in den Norden fahren. Da es auf dieser Strecke keine Zugslinie gibt, müssen wir nun herausfinden wie das mit den Bussen hier funktioniert. Im Hotel erfahren wir nicht nur welcher Buss wann wo abfährt, sondern auch, dass wo wir den Bus wechseln müssen um nach Sokcho zu gelangen und die Ortschaften wurden uns erst noch auf Koreanisch aufgeschrieben – nun kann nichts mehr schief gehen.
Wir haben Glück, das kleine Bushäuschen befindet sich direkt vor unserem Hotel. Der Bus kommt pünktlich und dank dem Zettel mit unseren Zielen ist auch der Ticketkauf, den wir direkt beim Chauffeur machen kein Problem. Die Koreaner wissen anscheinend wiviel eine Fahrt kostet und werfen ihr Geld einfach ein eine durchsichtige Box beim Fahrer. Da wir erfahren haben, dass die Chauffeure das Retourgeld nur in Münzen zurückgeben (die grösste Münze ist 500 Won was gerade einmal 0.40 Sfr sind) haben wir uns eine sogenannte Cash-Bee Karte gekauft. Auf diese Magnetkarte kann man Geld laden und mit diesem Geld kann man auch in den Bussen bezahlen. So können wir verhindern, dass wir mit kiloweise Münzen im Gepäck unterwegs sind. Bei unserem Bus handelt es sich um einen gewöhnlichen Stadtbus, der leider nicht so viel Platz für unser Gepäck hat. Zum Glück hat Babs kurze Beine und kann meinen Rucksack dazwischen nehmen. Wenn ich das gemacht hätte, dann würde ich jetzt noch dort sitzen, denn dann hätte ich nie mehr aussteigen können.
Kaum haben wir Jeong Dong Jin verlassen befinden wir uns auf einer guten Strasse, die sich durch die dicht bewaldete Hügellandschaft windet. Es geht zum Teil recht steil hinauf und hinunter. Während sich auf den Hügeln ausser den vereinzelten Radarstationen und Funkantennen nur ein dichter Wald befindet, sehen wir in den Talsohlen viele kleine Dörfer und viele Industrieanlagen, dei meistens für sich alleine irgendwo im Nichts gebaut wurden.
Nach ca. 20 Minuten erreichen wir Gangneung. Das ist die grösste Stadt durch welche wir in Süd Korea bis jetzt gekommen sind. Hier in den tiefen Strassenschluchten ist die Anzahl der kleinen Geschäfte enorm. Sie reihen sich dicht aneinander und jedes versucht das andere mit einer noch grösseren oder farbigeren Leuchtreklame zu übertrumpfen – das Ganze muss am Abend ein faszinierendes Lichtermeer sein. Am Busbahnhof angekommen sind wir gespannt wie lange wir brauchen um herauszufinden wo resp. wann ein Bus nach Sokcho fährt und ob wir es schaffen die Billette dafür zu kaufen. Als wir den Busbahnhof betreten ist es etwa 09:30 und jetzt wo wir die Billette in der Hand halten ist es 09:39 und zwar für einen Bus, der bereit kurz vor 10:00 abfährt…;-)
Nun sitzen wir aber in einem richtigen Überlandbus. Unsere Rucksäcke verstauen wir im grossen Kofferraum unter dem Passagierbereich. Auf der linken Seite des Busses befinden sich Doppelsitze und auf der rechten einzelne Sitze. Auf diesen Sitzen hat man so richtig viel Platz und sie sind zudem sehr komfortabel.
Die Fahrt durchs Hinterland und später wieder an der Küste entlang nach Sokcho ist sehr angenehm. Im ersten Teil in welchem wir vor allem durch dicht bewaldete Hügel fahren befinden wir uns fast immer ganz oben auf den Hügel und die Täler dazwischen werden durch grosse Brücken überwunden. Von dort haben wir dann super schöne Ausblicke auf dei vereinzelten Bauernhöfe, die Reisfelder und zum Teil über die Pazifikküste.
Die letzten Kilometer führen direkt an der Küste entlang. Während wir durch eine der Küstenstädte fahren fallen uns die vielen Pilzwerbungen auf. Sogar die Verkehrskreisel sind mit Pilzfiguren geschmückt und die beiden Leuchttürme der Hafeneinfahrt sind in der Form von Pilzen gebaut. Es tut uns richtig Leid, dass wir hier keinen Halt machen können, denn es wäre sicher interessant gewesen die hiesigen Pilzspezialitäten ein wenig besser kennen zu lernen.
Dolina Cellin – unser gemütliches Guesthouse in Sokcho
In Sokcho befindet sich unser Guesthause nur wenige Meter neben dem Busbahnhof. Unsere einstöckige, ganz aus Holz erstellte Unterkunft befindet sich zwar direkt neben einem Parkplatz und ist umgeben von diversen Hochhäuser, aber unser koreanisches Familienzimmer ist sehr gemütlich und auch das dazugehörige Cafe sowie der spezielle Teeraum laden zum Verweilen ein. Auch die Besitzer machen einen sehr freundlichen Eindruck auf uns. Während der Mann das Guesthouse und das Cafe führt arbeitet seine Frau in einem mit Farbe, Papier und diversen Gemälden vollgestopften Atelier. Sie ist eine Malerin von traditionellen koreanischen Bildern und zeigt uns einige ihrer herrlichen, farbenfrohen Bilder, die sie auf ca. 50cm breite und 2m hohe Papierstreifen malt.
Auch der Paravent in unserem koreanischen Zimmer ist von ihr gemalt. Dieser steht vor dem grossen Fenster, damit man nicht einfach hineinschauen kann. Denn es gibt hier weder Rollläden noch Vorhänge.
Dafür steht ein aus einem Baumstamm gefertigter, massiver Holztisch im Zimmer. Er ist ca. 25 cm hoch – man bekommt also nicht einmal seine Beine darunter – und da sitzt man dann wie Buddha im Schneidersitz. Besonders amüsant wird es uns beiden Alten dabei zuzusehen, wie wir nach dem Sitzen wieder versuchen in die Höhe zu kommen….
Wir schlafen auch zu viert in diesem Raum. Auf dem schönen, glänzenden und in der Nacht geheizten Holzboden stapeln sich an einer Seitenwand unsere Futons. Das sind unsere Betten. Dafür müssen wir einfach alles auf die Seite schieben, danach werden die ca. 3 cm dicken Futons ausgebreitet – während unsere Kinder es vorziehen die gesamte Grösse des Futons zu benutzen, falten wir unsere Futons einmal, denn so sind ein wenig weicher….
Wir sind sehr erstaunt, dass wir super gut schlafen und auch nach einer Woche beklagt sich niemand von uns über Rückenschmerzen.
Sokcho – eine Stadt die vom Meer lebt
Am Strand von Sokcho laufen wir vorbei an hunderten von Ständen an denen es vor allem an der Luft getrocknetes Meeresgetier zu kaufen gibt. Zum Glück sind über die Hälfte aller Stände gar nicht offen, denn für unsere Nasen ist der Geruch der zur Zeit herrscht bereits eine Herausforderung. Deshalb sind wir alle froh, dass wir über die steilen Treppen, die zum Leuchtturm hinauf führen, in angenehmere Luftschichten aufsteigen können. Von hier bekommen wir einen guten Überblick über die Grösse von Sokcho und von hier oben können wir im Norden sogar bis hinauf auf die hohen Berggipfel (bis 1’700m.ü.M) blicken, die die Grenze zu Nordkorea bilden.
Wir laufen auf der anderen Seite des Leuchtturmes wieder hinuter, denn dort befindet sich der Fischerhafen mit dem Markt an welchem die lebenden Meerestiere angeboten werden. Hier kann man sich sein Essen aussuchen so lange es noch lebt. Anschliessend werden die gekauften Tiere in einem Bereich hinter den Marktständen getötet und so zurecht gemacht, dass man damit in den zweiten Stock des Marktgebäudes gehen kann. Dort befindet sich ein grosses Restaurant im koreanischen Stil (seine Schuhe zieht man am Eingang aus und setzt sich vor den niedrigen Tischen direkt auf den Boden) und hier kann man sein soeben gekauftes Essen verspeisen.
Hier ist die Luft angenehm, denn man kann den Fisch nicht riechen. Dafür löst bei uns der Anblick, dieser auf engstem Raum eingepferchten Tieren, die auf ihren Tod warten, ein ungutes Gefühl aus. Anders scheint das bei den Verkäufern und den anderen Käufern der Fall zu sein. Angeregt wird hier jeder Kauf diskutiert und mit fachmännischem Blick werden die einzelnen Tiere miteinenader verglichen bevor entschieden wird, welches Tier gekauft wird. Hier in Sokcho gibt es diverse grosse Fischmärkte und wenn man bedenkt, dass wir uns hier nur in einer kleineren Stadt befinden und hier schon diese imensen Mengen an Meeresgetier für den Verzehr tagtäglich verkauft werden, dann können wir uns gut vorstellen, dass es bald kein Lebewesen in unseren Meeren mehr hat. Auf jeden Fall hat nach dem Besuch auf dem Fischmarkt niemand mehr Lust auf Fisch…
Teetrinken mit einem buddistischen Mönch
Wir fühlen uns in unserem kleinen Guesthouse sehr wohl. Das liegt sicher auch an dem extrem netten Besitzerehepaar. Immer wieder überraschen sie uns mit netten Gesten. Sei es, dass wir den Tee für die Kinder nicht bezahlen müssen oder sie uns frischen Kaffee und Khakifrüchte ins Zimmer bringen. An einem Tag sitzten wir im Cafe und bestellen Tee, da fragen uns die Besitzer ob wir Lust hätten unseren Tee zusammen mit einem Mönch des Naska Tempels einzunehmen. Natürlich möchten wir das und schon bald sitzen wir im super gemütlichen Tee-Raum des Cafes. Der Mönch mit seiner glänzenden Glatze und seiner grauen Kleidung sitzt freundlich lächelnd hinter einem Tablett auf dem sich dutzende von kleinen Teekannen, sowie ein Wasserkocher mit Wasseranschluss befinden.
Nachdem wir uns gesetzt haben, erklärt er uns, dass der Schwarztee den wir trinken werden in einer roten Dose verkauft wird, da die Legende sagt, dass einmal ein König auf seiner Reise durch China an Magenverstimmung litt. Da ging er zu einem Mönch und dieser bereitete ihm einen Tee zu der das Leiden sehr schnell heilte. Der König befahl daraufhin, dass dieses königliche Getränk von nun an auch in einem königlichen Gewand verkauft werden soll – und da die königliche Farbe in China rot war, sind die Teepackungen dieser Teesorte bis heute ebenfalls rot.
Des weiteren erfahren wir von ihm, dass zur Zeit 15 Mönche im Naksan-Tempel leben und dass es auch in Süd Korea immer weniger Mönche gibt. Er selbst ist seit 20 Jahren Mönch und zur Zeit 47 Jahr alt (was bei uns 46 wäre, da die Süd Koreaner die Zeit im Mutterleib als das erste Lebensjahr eines Menschen bezeichnen und darum kommt hier ein Kind im Alter von 1Jahr auf die Welt). Vor seiner Zeit als buddistischer Mönch hatte er einen Beruf und war auch einige Zeit im Militär, das in Süd Korea für Männer obligatorisch ist. Es ist spannend endlich jemanden gefunden zu haben, den wir die vielen Dinge fragen können, welche niergends in den Reiseführern beantwortet werden. So erfahren wir von ihm, dass ein Mönch jederzeit aufhören kann ein Mönch zu sein, das er jeden Tag um 21:00 ins Bett geht und um 03:00 wieder aufsteht, dass er neben dem Studium auch arbeiten im Tempel oder an einem anderen Ort macht (unser Mönch unterrichtet zum Beispiel Meditation an der Universität in Seoul), dass er keinen eigenen Besitz hat und zudem erklärt er uns die verschiedenen Handhaltungen beim Meditieren. So hält man in Indien wo die linke Hand die unsaubere ist diese unter der rechten Hand, in Süd Korea aber wo man die linke Hand als die ruhige Hand bezeichnet hält man die rechte Hand unter der linken Hand. Ausserdem hält man die Daumen zusammen und das Loch das sich bildet ist genau auf der Höhe des Bauchnabel.
Der Mönch ist total herzig auch im Umgang mit unseren Kindern und die Teezeremonie mit ihm dauert sicher fast 45 Minuten. Nachdem wir uns von ihm verabschiedet haben, können wir beobachten wie er in ein Auto steigt und wieder zum Tempel zurückfährt. Und schon wieder haben wir offene Fragen. Wem gehört das Auto? Wieviel freie Zeit hat ein Mönch etc. etc.